Sparer tragen mehr Geld zu Sparkassen

Kundeneinlagen bei den rheinischen Geldinstituten steigen. Kreditgeschäft insgesamt stagniert, Baukredite legen zu.

Foto: Martin Gerten

Düsseldorf. Die Sparkassen genießen in Zeiten weiter andauernder Unsicherheit und sinkenden Banker-Ansehens offenbar weiterhin das Vertrauen der Menschen. Auch wenn sie oft weniger Zinsen gewähren als Direktbanken, stieg der Einlagenbestand der rheinischen Sparkassen im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent auf nunmehr 108,9 Milliarden Euro. Diese Zahlen verkündete am Dienstag Michael Breuer, Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands (RSGV).

Die Kundenkredite der 34 rheinischen Sparkassen gingen leicht um 0,1 Prozent auf 111,7 Milliarden Euro zurück. Vor allem die Wohnungsbaukredite stiegen dabei erneut — um 1,1 Milliarden Euro (zwei Prozent) auf nun 55,6 Milliarden Euro. Unter dem Strich steht ein Bilanzgewinn von 291 Millionen Euro — ein Plus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Trotz der guten Zahlen ist Breuer aber nicht nur zuversichtlich. Er beklagt die Pläne, dass auch die Sparkassen zur Befüllung des Banken-Abwicklungsfonds herangezogen werden sollen. Auch sähen sich die Sparkassen mit zusätzlichen Regulierungen konfrontiert und müssten dafür immer mehr personelle Kapazitäten vorhalten.

„Gleichzeitig können Hedgefonds und Schattenbanken, die Hunderte von Milliarden schwer sind, weltweit praktisch unkontrolliert ihren Geschäften nachgehen.“ Dabei werde die nächste Finanzkrise — wenn sie denn komme — nicht am Niederrhein, sondern wahrscheinlich an den internationalen Finanzplätzen in London, New York oder Tokio ausgelöst. Breuer fordert eine mittelständische Bankenpolitik in Europa. Die Entwicklung regionaler Bankenmodelle müsse gestützt werden. Er empfiehlt dabei selbstbewusst das rote „S“ der Sparkassen als Gütesiegel.

Für die Kunden der Institute mit dem roten „S“, die sich als ersten Finanzierungspartner der heimischen mittelständischen Wirtschaft sehen, ändert das Internet die Realitäten. Immerhin 43,6 Prozent nutzen ihre Girokonten bereits online. Das verändert freilich auch Schritt für Schritt die Verhältnisse vor Ort. Zwar haben die 34 rheinischen Sparkassen noch 1039 Geschäftsstellen, aber allein im vergangenen Jahr wurden 63 — insbesondere kleinere Filialen — abgebaut.

Nicht immer werden sie ersatzlos gestrichen, sondern oft auch ersetzt durch Selbstbedienungs-Geschäftsstellen, in denen der Kunde seine Angelegenheit am Terminal allein erledigt. Deren Zahl stieg im vergangenen Jahr von 237 auf 244. Verbandsgeschäftsführer Helmut Schiffer sagt voraus, dass sich dieser Trend fortsetzen dürfte. Kapazitäten müssten besser ausgelastet werden. So könne ein Kunde in einer Filiale, in der es für ein bestimmtes Gebiet an einem Fachmann mangle, diesen Service dennoch erhalten, weil der gewünschte Fachmann dann eben per Videokonferenz zugespielt würde.