Wirtschaft Sparkassen verlangen Gebühren fürs Geldabheben am Automaten

Mehr als 40 Institute bitten Kunden zur Kasse, darunter auch der Marktführer in Krefeld. Andere Häuser in der Region warten noch ab.

Bislang waren Gebühren fürs Geldabheben am Automaten bei Sparkassen ein No-Go. (Symbolbild)

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Düsseldorf. Mehr als 40 von knapp 400 Sparkassen in Deutschland verlangen von ihren Kunden Gebühren fürs Geldabheben, obwohl sie sich an Automaten des eigenen Instituts bedienen. Dies geht aus einer Untersuchung des Finanzportals Biallo.de hervor, mit dem unsere Zeitung kooperiert.

Zu den öffentlich-rechtlichen Geldhäusern, die Gebühren berechnen, gehört auch die Sparkasse Krefeld, Marktführer in der Seidenstadt. Wer sich dort beim Girokonto für das billigste Modell S-Giro-Flex zum Grundpreis von 3,50 Euro monatlich entscheidet, zahlt beim Geldabheben am Automaten jedes Mal 35 Cent. Vermeiden lässt sich das nur mit anderen Modellen, deren Grundpreis allerdings deutlich höher liegt.

23 Institute gehen so vor wie die Sparkasse Erding-Dorfen in der Nähe von München. Deren Kunden, die sich für das günstigste Kontomodell entscheiden, dürfen zwar zweimal am Schalter und viermal im Monat kostenlos am Automaten Geld abheben. Danach sind jedoch jedes Mal 29 Cent fällig.

Einen ganzen Euro berechnet die Sparkasse Wittgenstein, wenn deren Kunden das Kontingent von fünf gebührenfreien Abhebungen ausgeschöpft haben. Die Sparkasse Rottach-Inn begnügt sich mit 50 Cent, erlaubt aber nur zwei kostenlose Abhebungen im Monat.

Rund 20 Sparkassen haben sogar jegliche Gebührenfreiheit beim Abheben an eigenen Automaten und im deutschen Sparkassen-Verbund abgeschafft. Sie kassieren also jedes Mal. Das sind zum Beispiel die Sparkassen in Grebenstein und Bad Sachsa.

Die großen Institute in unserer Region warten noch ab. Bei den Stadtsparkassen Düsseldorf, Solingen, Remscheid und Wuppertal heißt es unisono, dass für Barabhebungen an eigenen Automaten keine Gebühren erhoben werden. Es gebe derzeit auch keine entsprechenden Planungen.

Auf Nachfrage räumt aber Gerd Meyer von der Stadtsparkasse Düsseldorf ein, dass es fahrlässig wäre, einen solchen Schritt dauerhaft auszuschließen. Meyer verweist auf die zunehmend wegbrechenden Erträge in der anhaltenden Niedrigzinsphase.

Der Präsident des Sparkassenverbandes, Georg Fahrenschon, lässt keine Gelegenheit aus, die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank scharf zu kritisieren. Sie führe zu einer Umverteilung von unten nach oben. Nur Anleger mit hoher Risikobereitschaft könnten positive Nettorenditen erwirtschaften — oder solche mit wenig Verantwortung. „Das bedeutet: Kapitalmarktjongleure profitieren, normale Sparer verlieren.“

Gebühren fürs Geldabheben hatte Fahrenschon allerdings vor einem halben Jahr gegenüber der „Bild“-Zeitung noch ausgeschlossen. „Wir bieten unseren Kunden in Deutschland das dichteste Netz von Geschäftsstellen, Beratern und Geldautomaten. Dafür muss nicht gesondert bezahlt werden. Abhebungen an unseren Geldautomaten sind für Sparkassenkunden kostenlos — und das wird auch so bleiben.“

Das gilt offenbar nicht mehr. Verbraucherschützer fürchten, dass jetzt immer mehr Sparkassen fürs Geldabheben Gebühren einführen könnten.