Meinung Geld fürs Geldabheben — leider bald normal
Die Welt der Sparkassen scheint noch in Ordnung zu sein. Während viele private Geldhäuser Einbußen melden, liefern die öffentlich-rechtlichen Institute gute Zahlen ab: 2016 lag der Gewinn der knapp 400 Sparkassen stabil bei zwei Milliarden Euro.
Kein Grund zum Jammern also? Nicht ganz. Dass Geld nichts mehr kostet — nichts anders bedeutet ja die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) —, bereitet auch den Sparkassen Probleme. Der Zinsüberschuss fällt. Weil ältere, noch höher verzinste Kreditverträge vielfach auslaufen, werden die Gewinne sinken. Besonders teuer kommt die Sparkassen der Strafzins der Zentralbank zu stehen. Die EZB verlangt 0,4 Prozent, wenn überschüssige Liquidität bei ihr geparkt wird. 560 Millionen Euro hat das die Sparkassen im vergangenen Jahr gekostet.
Angesichts dieser Entwicklung kann es nicht verwundern, wenn die Institute nach Sparmöglichkeiten suchen. Da die Kunden ihre Geschäfte zunehmend online und nicht am Bankschalter erledigen, werden Standorte geschlossen. Rund ein Drittel aller Bank-Filialen, das sind etwa 11 000 Geschäftsstellen, werden hierzulande in den nächsten Jahren verschwinden. Auch bei den Sparkassen gehen Tausende Arbeitsplätze verloren. Um weiter rentabel arbeiten zu können, reichen diese Schritte aber nicht aus. Gedreht wird zusätzlich an der Gebührenschraube. Kostenfreie Girokonten sind bei den Sparkassen so gut wie verschwunden. Wer mit Bargeld am Schalter auftaucht oder Hilfe beim Ausfüllen der Formulare braucht, muss für diese Dienstleistung bezahlen.
Während sich der Ärger der Kunden angesichts solcher Gebührenmodelle in Grenzen hält, hört beim Geldabheben gegen Geld das Verständnis auf. Mehr als 40 Sparkassen verlangen bereits einen Obolus, wenn die Kunden Scheine ziehen, obwohl sie die Automaten „ihrer“ Kasse benutzen. Noch gehen die meisten Institute in unserer Region davon aus, dass sie diesen Weg nicht gehen werden. Wahrscheinlich ist das aber nicht. Weil sich die Ertragslage auf absehbare Zeit eher verschlechtern als verbessern wird, müssen die Kunden damit rechnen, dass es frisches Geld bald flächendeckend nur noch gegen Bezahlung gibt. Kunden, denen das nicht gefällt, bleibt nur die Möglichkeit, ihre Bank oder Sparkasse zu wechseln — jedenfalls so lange, wie es kostenfreie Angebote gibt. Viel spricht dafür, dass solche Angebote immer seltener werden.