Spitzel-Skandal: Was der Telekom vorgeworfen wird

Es geht um abgehörte Telefonate, Bankdaten und versteckte Kameras.

Hamburg. Die Telekom hat in der Bespitzelungsaffäre bislang lediglich "Fälle von missbräuchlicher Nutzung von Verbindungsdaten" in den Jahren 2005/2006 eingeräumt.

Woher diese Datensätze mit Uhrzeit, Länge und Gesprächsteilnehmer stammten und was genau mit ihnen geschehen ist - dazu machte sie bislang keine Angaben.

Gegen den damaligen Vorstandsvorsitzenden Kai-Uwe Ricke und seinen ehemaligen Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel sowie weitere Personen laufen mittlerweile Ermittlungsverfahren. Um diese Vorwürfe geht es derzeit:

Bereits im Jahr 2000 soll die Telekom laut "Financial Times Deutschland" das Sicherheitsberatungsunternehmen Control Risks beauftragt haben, den Urheber von Indiskretionen ausfindig zu machen. Dazu habe der Konzern eine Liste mit 80 Verdächtigen erstellt.

Im Zuge dessen soll das Kölner Büro eines "FTD"-Journalisten von der Überwachungsfirma Desa mit einer versteckten Kamera überwacht worden sein. Geschäftsführer und Firmengründer der Desa sollen bei der Stasi-Spionageabwehr gearbeitet haben. Über die Auftraggeber gibt es laut "FTD" keine Informationen. Der damalige Telekom-Chef Ron Sommer bestreitet Mitwissen. "Ich hätte derartige Praktiken nie akzeptiert", sagte er.

In den Jahren 2005 und 2006 hat das Berliner Unternehmen network.deutschland nach eigenen Angaben Verbindungsdaten für die Telekom ausgewertet. Nach einem "Spiegel"-Bericht soll es unter den Projektnamen "Clipper" und "Rheingold" um mehrere hunderttausend Festnetz- und Mobilfunk-Verbindungsdatensätze der wichtigsten über die Telekom berichtenden deutschen Journalisten und deren privaten Kontaktpersonen gegangen sein.

Der Auftrag soll von einem Mitarbeiter der Konzernsicherheit gekommen sein. Laut "FTD" gab es einen Auftrag aus dem Aufsichtsrat. Sie zitiert ein ehemaliges Mitglied mit den Worten: "Es gab undichte Stellen, und wir haben das im Aufsichtsrat diskutiert und als Ärgernis empfunden". Weiter soll er gesagt haben: "Es ging dann der Auftrag an den Vorstand: Tun Sie was dagegen."

Laut der "Süddeutschen Zeitung" sollen von der Telekom nicht nur Telefonverbindungen, sondern auch Bankdaten von Journalisten und Aufsichtsräten ausgespäht worden sein. Zudem sollen mit einer speziellen Software Bewegungsprofile von einzelnen Personen erstellt worden sein. Über Handydaten habe man abglichen, wo diese sich aufgehalten hätten.

Das "Handelsblatt" berichtete, der Chef von network.deutschland, Ralph Kühn, habe gesagt, dass er 2005 dem damaligen Betriebsratschef und Mitglied des Telekom-Aufsichtsrates, Wilhelm Wegner, telefonischen Kontakt zu einem Reporter von "Capital" nachgewiesen habe. Die Zeitschrift habe damals aus der geheimen Mittelfristplanung der Telekom zitiert und damit in der Konzernspitze große Verärgerung ausgelöst. In dem Artikel hätten Dinge gestanden, die nur dem Aufsichtsrat bekanntgewesen seien.