Stabile Wirtschaft sorgt für Tiefststand bei Insolvenzen
Neuss (dpa) - Wegen der anhaltend guten Konjunktur gehen immer weniger Firmen in Deutschland pleite. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen sank im ersten Halbjahr bundesweit um 9,1 Prozent auf den Tiefststand von 12 100, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Donnerstag in Neuss mitteilte.
Das ist der geringste Wert seit Einführung der neuen Insolvenzordnung 1999. Die Hamburger Wirtschaftsauskunftei Bürgel ermittelte für das erste Quartal 2014 einen Rückgang um 6,3 Prozent auf 6190 Insolvenzen. Beide Unternehmen rechnen für das Gesamtjahr mit etwa 25 000 Zahlungsunfähigkeiten. 2013 waren es laut Creditreform noch 26 300.
Ausschlaggebend ist laut Bürgel die spürbare Binnennachfrage, die von einem stabilen Arbeitsmarkt mit Einkommenszuwächsen und der niedrigen Inflationsrate getragen wird. Der positive Trend bei den Insolvenzen zeige sich allerdings nicht in allen Bundesländern: Thüringen habe im ersten Quartal sogar ein Insolvenzen-Plus von 17 Prozent hinnehmen müssen. Zuwächse bei den Firmenpleiten gab es auch in Hamburg, Berlin, Schleswig-Holstein und Niedersachsen.
Ursache für Insolvenzen sind häufig verschobene oder stornierte Aufträge. Etwa ein Fünftel der Firmenpleiten beruhen laut Bürgel auf Dominoeffekten, wenn eigentlich gesunde Unternehmen durch zahlungsunfähige Marktteilnehmer mit in den Insolvenzstrudel gerissen werden. Die insgesamt deutlich entspannte Lage ließ im ersten Halbjahr die Zahl der durch Insolvenz gefährdeten oder abgebauten Jobs um mehr als 17 Prozent auf 96 000 sinken.
Auch bei den Privatinsolvenzen gab es im ersten Halbjahr einen Rückgang von 4,4 Prozent auf 43 800 Menschen. Für Privatleute tritt im Juli eine Rechtsänderung mit Erleichterungen bei der Entschuldung in Kraft. Deshalb wird in der zweiten Jahreshälfte wieder mit mehr Privatinsolvenzanträgen gerechnet.
Die Zahl der Verbraucherpleiten in Deutschland hatte sich im vergangenen Jahr um 6,7 Prozent auf 91 500 Fälle verringert. Allerdings blieb die Überschuldung der Verbraucher hoch. 3,3 Millionen Haushalte waren im vergangenen Jahr bundesweit nicht in der Lage, ihren Lebensunterhalt aus eigenen Mitteln zu bestreiten.