Städtetag nach der Karstadt-Rettung: „Warenhaus kein Garant für lebendige Innenstadt“
Berlin (dpa). Der Deutsche Städtetag wertet die Karstadt-Rettungals positives Signal, hält eine „Verödung der Innenstädte“ aber weiterfür möglich. Diese Gefahr sei nicht vollständig abgewendet, sagteHauptgeschäftsführer Stephan Articus der Nachrichtenagentur dpa inBerlin.
„Denn ein Warenhaus allein ist noch kein Garant für einelebendige, attraktive Innenstadt.“
Wegen großflächiger Einkaufsmärkte auf der grünen Wiese sei es für viele Läden im Stadtzentrum schwierig geworden, rentabel zu arbeiten.„Vielerorts war die drohende Warenhaus-Schließung Anlass dafür, Ideenund Strategien zu entwickeln, um das Publikum in der Innenstadt zuhalten und attraktive Angebote zu schaffen“, sagte der 58-Jährige. Mitder Karstadt-Entscheidung seien solche Überlegungen nicht hinfällig.
Es sei ein Zeichen der Hoffnung, dass alle Karstadt-Filialen erhaltenbleiben sollen. „Diese Häuser sind wichtige Magneten im innerstädtischen Gefüge, die viele Käufer anziehen. Das nutzt natürlich auch denGeschäften in der Nähe“, sagte Articus.
Nachdem vergangenes Jahr in vielen kleineren Städten Hertie- Filialengeschlossen wurden, habe es Zwischenlösungen gegeben. „Zum Beispielwurden Schaufenster vermietet oder die Häuser für Kulturprojektegenutzt. Aber am wichtigsten ist die Suche nach einem Investor“, sagteArticus. Es sei ausgesprochen negativ, wenn für betroffene Häuser keinegleichwertige Nutzung gefunden werde. Die meisten der mehr als 70geschlossenen Hertie-Standorte standen Anfang August nach einem Berichtder Fachzeitschrift „TextilWirtschaft“ immer noch leer.
Sollten Kommunen bereits mit brachliegenden Gebäuden in prominenter Lage zu kämpfen haben, müssen nach Ansicht von Articus Allianzen zwischenStadt, Einzelhändlern, Gastronomie und Kulturschaffenden geschmiedetwerden. Positives Beispiel sei das Programm „Ab in die Mitte“, das es in fünf Bundesländern gibt. „Die Partner organisieren zum Beispiel großeEvents und verabreden Standards für sichere und saubere Innenstädte, die sie dann umsetzen.“
Wegen gestiegener Bodenpreise und Gewerbemieten können sich in vielenStadtzentrum allerdings vermehrt nur noch Handelsketten halten. Derkommunale Spitzenverband plädiert deshalb für regionaleEinzelhandelskonzepte über die jeweiligen Stadtgrenzen hinaus. „Nur sokönnen erhebliche Überkapazitäten bei der Verkaufsfläche verhindertwerden“, sagte Articus.
Nach seiner Auffassung haben Warenhäuser eine Zukunft in denInnenstädten. Er räumte allerdings ein, dass die Landschaft vielfältiger werde. „Große Fachmärkte sind in den Städten genauso zu finden wieShoppingcenter mit kleinteiliger Ladenstruktur. Wichtig ist für dieStädte, ein vielfältiges Gesamtangebot an Waren- und auchDienstleistungen in der Innenstadt zu sichern.“