Städtevergleich: Die deutsche Provinz boomt
Im aktuellen Städtevergleich legen die mittelgroßen Kommunen zu.
Berlin. München, klar, wie immer. Dabei ist in der bayrischen Metropole auch nicht alles optimal: zu wenige Kita-Plätze, viel zu hohe Mieten für Normalverdiener.
Doch erneut hat es München auf Platz Eins des Städtevergleichs geschafft, den das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft am Freitag in Berlin vorgestellt hat.
Selbstzufrieden sollten die Bajuwaren nicht sein, denn inzwischen lautet das Experten-Fazit: Die Provinz boomt. Die mittelgroßen Städte Ingolstadt, Erlangen und Wolfsburg sind München dicht auf den Fersen.
Wo lebt es sich besonders gut? In welcher Stadt entwickeln sich Arbeitsmarkt und Wirtschaft sehr dynamisch? Zum zehnten Mal hatte die „Wirtschaftswoche“ die Untersuchung dieser Fragen in Auftrag gegeben.
Diesmal wurden 71 Städte unter die Lupe genommen, im Vorjahr waren es 50, weshalb ein Vergleich nicht möglich sei, so die Initiatoren. Erstmals flossen auch Daten zur Mietentwicklung in die Bewertung ein.
Herausgekommen ist, dass vor allem die Kommunen erfolgreich sind, in denen ein überdurchschnittlicher Anteil zukunftsträchtiger und exportstarker Industrien wie zum Beispiel Medizintechnik oder die Automobilwirtschaft ansässig sind.
Die einseitige Bindung an eine Branche berge Gefahren, wenn es zu einer anhaltenden, wirtschaftlichen „Delle“ komme. Darunter leiden die Städte des Ruhrgebiets immer noch.
Auf den letzten Plätzen befinden sich Bottrop, Oberhausen, Herne, am Tabellenende ist auf Platz 71 wieder Gelsenkirchen. Der industrielle Niedergang wirke weiter nach, so die Initiatoren.
Das gilt auch für Bremerhaven, das mit Platz 67 Schlusslicht des Nordens ist. Im Osten schneiden am schlechtesten Halle (Platz 64) und Cottbus mit Platz 62 ab. Einzig Leipzig gilt dort als boomende Stadt. Ziemlich nah an der Spitze ist Düsseldorf (14), Krefeld (58) und Wuppertal (61) fallen dagegen deutlich ab.
Wenn Städte boomen, hat das auch eine Schattenseite: Dann steigen die Mieten, weil immer mehr Arbeitnehmer zuziehen, aber nicht genügend Wohnungen vorhanden sind. In einigen aufstrebenden Kommunen haben die Mieten schon um 30 Prozent angezogen. Die Kommunen müssten daher dringend beim Wohnungsbau gegensteuern. München ist ein warnendes Beispiel, in Berlin sind ähnliche Tendenzen zu beobachten.