Steigende Strompreise: Sündenbock Energiewende
2013 steigen die Strompreise. 50 Millionen Euro zahlen Kunden mehr als angemessen.
Düsseldorf. Alle 113 Grundversorger in NRW erhöhen bis Mai die Strompreise. Davon betroffen ist mehr als jeder dritte Haushalt. Denn 40 Prozent der privaten Kunden beziehen ihren Strom nach wie vor bei Grundversorgern wie den Stadtwerken, RWE, Eon oder Rheinenergie.
Die Verbraucherzentrale NRW hat sich die Preispolitik in einer Studie genauer angeschaut. Das Ergebnis: Die rund 3,5 Millionen Haushalte zahlen in diesem Jahr mindestens 50 Millionen mehr als angemessen wäre.
Als Grund für die Erhöhung geben die meisten Anbieter die gestiegenen Kosten durch die Energiewende an. Dass allerdings der Preis an der Strombörse, an der die Versorger ihren Strom einkaufen, gefallen ist, wird gerne verschwiegen.
„Die Energiewende und die steigende EEG-Umlage werden instrumentalisiert“, sagte Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, am Montag bei der Präsentation der Studie.
Etwa jeder zweite Grundversorger wälzt seine Zusatzkosten komplett auf die Verbraucher ab — oder greift ihnen sogar noch tiefer in die Tasche.
RWE beispielsweise — Grundversorger in 167 Kommunen — nimmt gut ein Viertel mehr, als durch gestiegene Umlagen und Netzentgelte erklärbar wäre. In der Top 10 liegen auch die Stadtwerke Ratingen — 127 Prozent werden als Preiserhöhung an den Verbraucher weitergegeben.
Nicht nur die Preiserhöhung an sich wird von der Verbraucherzentrale kritisiert, auch die fehlende Transparenz im Kundenanschreiben sei unzumutbar. So sei oftmals gar nicht deutlich, dass es in dem Schreiben um eine bevorstehende Preissteigerung geht. „Da wird dann einfach von ,Herausforderung Energiewende’ geschrieben“, erläuterte Müller. Rund 60 Prozent hätten die Verbraucher unzureichend informiert.
Die auffälligsten Unternehmen wird die Verbraucherzentrale NRW abmahnen. Reagieren die angeschriebenen Firmen nicht, „gehen wir vor Gericht“, sagte Vorstand Müller.