Streit um Unisex-Tarife der Versicherungen

Branche warnt, dass einheitliche Prämien für Männer und Frauen Beiträge in die Höhe treiben. Verbraucherschützer widersprechen.

Brüssel. Mann und Frau sind gleichberechtigt. Was im Grundgesetz steht, durchdringt lange nicht alle Lebensbereiche. Bei Versicherungen zahlen Frauen und Männer noch immer unterschiedliche Beiträge.

Die EU hält das für unzulässig. Ab dem 21. Dezember 2012 sollen Unisex-Tarife gelten: Für neue Verträge, zum Beispiel Kfz- oder Lebensversicherungen, gilt dann ein einheitlicher Beitrag.

Der Verband der europäischen Versicherungsgesellschaften (CEA) warnt nun: Das treibe die Preise für Prämien in die Höhe. Mit einer Studie des Beratungsunternehmens Oxera will die Branche beweisen, dass mit der neuen Einheitlichkeit massive Preissteigerungen auf den Verbraucher zukommen könnten.

Der Studie zufolge haben Frauen ab 40, die eine Lebensversicherung abschließen wollen, eine Preissteigerung von bis zu 30 Prozent zu befürchten. Männer müssten sich auf eine Steigerung von sechs Prozent einstellen. Mit Einsparungen in anderen Bereichen, etwa bei der Rente, könnten sie hingegen kaum rechnen.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen sieht das anders: Zwar seien geringe Preiserhöhungen möglich, doch der Verbraucher habe keinen Grund zur Panik, meint Lars Gatschke von der Verbraucherzentrale. „In vielen Versicherungsbereichen ist das Geschlecht eine von vielen Kategorien, aber nicht die entscheidende. Ein preisbewusster Verbraucher, der sich den günstigsten und besten Versicherungsanbieter aussucht, kann auch mit der neuen Richtlinie noch viel Geld sparen.“

Bisher zahlen junge Frauen weniger für ihre Autoversicherung als Männer, denn statistisch gesehen bauen Frauen weniger Unfälle. Bei der Lebensversicherung hingegen sind die Männer im Vorteil: Für sie ist es billiger, da ihre durchschnittliche Lebenserwartung geringer ist als die von Frauen. Die Unisex-Tarife machen Schluss mit der geschlechtsspezifischen Risikobewertung.