Thyssen-Krupp: Ekkehard Schulz legt Sitz im Aufsichtsrat nieder

Ex-Konzernchef legt den Sitz im Aufsichtsrat nieder.

Essen. Nach dem milliardenschweren Brasilien-Debakel übernimmt der langjährige Thyssen-Krupp-Chef Ekkehard Schulz die Verantwortung. Der 70-Jährige wird sein Aufsichtsratsmandat bei Thyssen-Krupp zum Jahresende niederlegen.

Kurz darauf erklärte Schulz auch seinen Rückzug aus dem Kuratorium der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Die gemeinnützige Stiftung unter Vorsitz von Berthold Beitz ist mit einem Anteil von 25,3 Prozent wichtigste Großaktionärin des Thyssen-Krupp-Konzerns. Neu in das Stiftungskuratorium einziehen soll NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD).

„Mit diesem Schritt möchte ich die öffentliche Diskussion um meine Person im Zusammenhang mit Investitionen bei Thyssen-Krupp Steel Americas beenden“, sagte Schulz. „Ich bin mir zwar keiner beruflichen Fehler bewusst, aber in dieser Situation bereit, die Verantwortung zu übernehmen“, hatte er zuvor in der „FAZ“ erklärt.

Im Januar hatte der Manager nach zwölf Jahren als Vorstandschef des größten deutschen Stahlkonzerns das Amt an Heinrich Hiesinger übergeben. Dank einer Sonderregel war er mit den Stimmen der Krupp-Stiftung direkt in den Aufsichtsrat des Konzerns eingezogen. Am Freitag hatte Schulz-Nachfolger Hiesinger wegen nicht enden wollender Probleme im neuen Stahlwerk in Brasilien eine Abschreibung von 2,1 Milliarden Euro bekanntgegeben.

Schulz hatte als Vorstandschef das Brasilien-Projekt gegen alle Widerstände vorangetrieben. Schon in der Bauphase waren die Kosten explodiert — von 1,3 Milliarden auf 5,2 Milliarden Euro.

Der „FAZ“ zufolge hat Beitz (98) beim Abschied von Schulz mitgewirkt. „Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn persönlich sehr schätze, dass ich mich aber vor allem Alfried Krupp verpflichtet fühle“, zitiert das Blatt Beitz. Er habe Schulz gebeten, seine Rolle zu überdenken.

Hauptschuld an der Misere in Brasilien haben für Schulz andere. „Das Einzige, was ich mir vorwerfe, ist, dass ich zu lange den falschen Männern vertraut habe.“