Strom wird teurer, das ist sicher

Wie kann Europa bis 2050 klimafreundliche Energie produzieren? EU-Kommissar Oettinger stellt Ideen vor.

Brüssel. Europa soll in 40 Jahren kaum mehr klimaschädliche CO2-Gase in die Luft jagen. EU-Energiekommissar Günther Oettinger präsentierte am Donnerstag in Brüssel einen „Energie-Fahrplan 2050“ mit verschiedenen Wegen, wie dieses Ziel erreicht werden kann.

„Nur ein neues Energiemodell wird langfristig dafür sorgen, dass unser System sicher, wettbewerbsfähig und nachhaltig ist“, sagte er. Allen Szenarien gemein sei, dass sie stärker auf Ökostrom und auf Energiesparen setzten.

Ja. „Strom wird in den nächsten Jahrzehnten auf alle Fälle mehr kosten — egal, ob die europäischen Staaten an ihrer bisherigen Energiepolitik festhalten oder ob sie ihren CO2-Ausstoß vermindern“, betont die EU-Kommission.

Ändere sich nichts, würde Strom teurer, da die Preise für Gas, Kohle und Öl steigen dürften. Die Nachfrage nach diesen fossilen Brennstoffen — die auch zur Stromproduktion benötigt werden — steige weltweit weiter, vor allem in China und Asien.

Auch in den anderen Szenarien der EU-Experten müssen sich Bürger künftig auf höhere Strompreise einstellen — unabhängig davon, auf welchen Energiemix die Staaten umschwenken. Das liegt daran, dass Unternehmen und Staaten viel Geld in neue Stromleitungen, andere Energie-Infrastruktur oder in neue Technologien zur Energie-Erzeugung stecken müssten.

Die Experten haben fünf Wege hin zu einer praktisch CO2-freien europäischen Wirtschaft ausgearbeitet. In allen Szenarien spielen erneuerbare Energien wie Wind- oder Solarkraft eine größere Rolle. Überall ist auch Atomenergie enthalten.

Ein Energie-Szenario setzt besonders darauf, dass Bürger und Unternehmen bis 2050 ihren Energieverbrauch um fast die Hälfte senken. Ein anderer Weg ist ein besonders starker Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Experten prüften auch die Speicherung von CO2-Gasen bei Kohle- und Gaskraftwerken; bei diesem Szenario würde die Atomkraft eine wichtigere Rolle als bei den anderen spielen.

Oettinger fordert Politik, Wirtschaft und Umweltschutzverbände dazu auf, die Szenarien umfassend zu diskutieren. Auf Basis dieser Debatte werde die EU-Kommission spätestens 2014 verbindliche Klimaschutz-Ziele zunächst bis 2030 vorschlagen.

Auf jeden Fall mehr als bisher. Unterm Strich sind die Gesamtkosten nach EU-Angaben aber für jedes der Szenarien etwa gleich groß — auch wenn die Europäer ihre bisherige Energiepolitik beibehalten.