Studie: 2011 Trendwende bei Überschuldungen
Hamburg (dpa) - Die Zahl der überschuldeten Haushalte und Verbraucherinsolvenzen in Deutschland könnte im Jahr 2011 wieder sinken. Nachdem im Vorjahr wegen der Folgen der Wirtschaftskrise so viele Deutsche wie noch nie überschuldet waren, deute sich für das Jahr 2011 eine Entspannung an.
Dies geht aus dem am Montag veröffentlichten „Überschuldungsreport 2011“ des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg. Dieser Trend werde voraussichtlich bis zum Jahr 2013 anhalten. Die Zahl der Privatinsolvenzen war 2010 auf den Rekordwert von 106 300 gestiegen. Rund 3,15 Millionen Haushalte waren überschuldet. „Es sind rund sieben bis acht Prozent aller Haushalte überschuldet, das ist ein riesiges Problem“, sagte Autor Michael Knobloch. Grund für die bis 2010 steigende private Überschuldung sei vor allem die Finanzkrise, die sich mit einer Zeitverzögerung niederschlage. Für die Studie wurden rund 12 000 Einzelfälle untersucht.
Immer häufiger der Auslöser für Überschuldung sind schwere Erkrankungen. Rund 9,6 Prozent der Fälle wurden 2010 durch Krankheit ausgelöst. Das Konsumverhalten der Menschen ist hingegen im Vergleich zu den Vorjahren seltener entscheidend, es spielte bei 10,4 Prozent eine Rolle. Hauptursache ist nach wie vor Arbeitslosigkeit mit 31 Prozent. Weitere Auslöser sind Scheidung und Trennung mit 12,6 und gescheiterte Selbstständigkeiten mit 9,7 Prozent.
Die Verschuldungshöhe der betroffenen Haushalte ist von 32 000 Euro im Jahr 2009 auf 27 000 Euro gesunken. Grund dafür sei vor allem eine geringere Bankverschuldung der Betroffenen. Nach Ansicht der Autoren sind die Deutschen vorsichtiger und die Banken beim Kreditgeschäft zurückhaltender geworden.
Besonders stark von Überschuldung betroffen sind Alleinerziehende, kinderreiche Familien und allein lebende Männer. Die Überschuldeten haben im Durchschnitt eine geringere Bildung als der Rest der Bevölkerung. Die durchschnittliche Überschuldungsdauer liegt bei 15 Jahren. Um Überschuldung vorzubeugen, fordern die Autoren der Studie vor allem eine bessere finanzielle Bildung. Die Stiftung „Deutschland im Plus“ will Grundschulkindern spielerisch finanzielles Grundwissen vermitteln und den Dialog innerhalb der Familie fördern.