Studie gegen einseitig negatives Image: Wem nutzt Schwarzarbeit?

Forscher sehen Schattenwirtschaft nicht nur negativ.

Chemnitz. Der Frust über Schwarzarbeiter in der Branche sitzt bei vielen Handwerkern tief. „Da bemüht man sich um seine Kunden, steckt viel Zeit in Angebote — und am Ende schnappt einem ein Schwarzarbeiter den Auftrag weg.

Das ist Betrug und kostet legale Stellen“, schimpft Uwe Lorbeer von der Handwerkskammer Chemnitz. Schätzungen zufolge wird in Deutschland jeder siebte Euro am Fiskus vorbeigeschleust.

Für die deutschen Schwarzarbeits-Fahnder ist es oft wie ein Kampf gegen Windmühlen. Denn die Schattenwirtschaft hat zwar gewaltige Ausmaße, ist aber auch sehr kleinteilig.

Auf 340 Milliarden Euro schätzen das Tübinger Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung und Schattenwirtschaftsexperte Friedrich Schneider von der Universität Linz ihr Volumen. Das sind 13,2 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts.

Doch ein großer Teil davon spielt sich im Privaten ab, sei es beim Rasenmähen in Nachbars Garten, beim Babysitten oder bei Handwerkerleistungen. „Jeder Auftrag, der nicht an einen regulären Handwerksbetrieb geht, ist ein verlorener Auftrag. Das bedroht die Ehrlichen im schlimmsten Fall in ihrer Existenz“, so Lorbeer.

Doch so schwarz-weiß will Schneider die Lage nicht malen. Es gebe eben nicht auf der einen Seite die ehrlichen Handwerker und auf der anderen Seite die schwarzen Schafe.

Von den neun Millionen Schwarzarbeitern in Deutschland haben nach seinen Studien acht Millionen einen regulären Job und bessern sich nach Feierabend schwarz das Einkommen auf. „Da geht es im Schnitt um einen Nebenverdienst von 400 bis 600 Euro im Monat.“

Schneider glaubt auch nicht, dass den regulären Betrieben durch Schwarzarbeit so viele Aufträge abhandenkommen. „Viele Bauherren könnten sich ihr Einfamilienhaus gar nicht leisten, wenn sie alles auf Rechnung laufen lassen müssten.“

Der Professor schätzt, dass 60 Prozent der schwarz erledigten Bauaufträge gar nicht erteilt würden, wenn es keine Schwarzarbeit gäbe. Und von diesen zusätzlichen Baustellen profitierten die legal arbeitenden Handwerksbetriebe, denn kaum ein Haus werde komplett schwarz hochgezogen.

Und auch die Schwarzarbeiter gäben ihr Geld irgendwo aus. „Die Wirtschaft profitiert von Schwarzarbeit. Der große Verlierer ist der Staat. Ihm gehen Steuern und Sozialversicherungsbeiträge verloren.“