Studie: Weiter zu wenige Frauen im Top-Management
München (dpa) - Trotz Fortschritten schaffen es in Deutschland nach wie vor zu wenige Frauen ins Top-Management. Einer Studie zufolge liegt die Bundesrepublik bei der Teilhabe von Frauen am Wirtschaftsleben weltweit unter den ersten zehn Staaten, dennoch gebe es noch enormen Aufholbedarf.
Der Erhebung der Unternehmensberatung Booz & Company zufolge, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegt, rangiert Deutschland auf Platz acht. Auf vorderen Plätzen liegen etwa Schweden, Norwegen oder die Niederlande. Weltweit führend ist laut Studie Australien.
Deutschland gehöre zwar zur internationalen Spitze. „Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch eine Menge zu tun bleibt, bis die wirtschaftliche Gleichstellung der Geschlechter gelebte Realität ist“, sagte Booz-Partnerin Christine Rupp. Noch immer gebe es hierzulande zu große Unterschiede etwa in der Bezahlung, zudem gebe es noch immer viel zu wenige Frauen im Top-Management deutscher Unternehmen, wie etwa die Montag angetretene Finanzchefin des Bertelsmann-Konzerns, Judith Hartmann.
Zwar sei der Nachholbedarf hier in Ländern wie Indien oder Ägypten wesentlich größer. Doch auch hierzulande gebe es weiter erhebliche Defizite. Gut die Hälfte der Hochschulabsolventen in Deutschland seien weiblich, aber nur 31 Prozent hätten leitenden Funktionen. „Im Top-Management der 500 größten deutschen Konzerne beträgt der Frauenanteil sogar nur 2,4 Prozent“, sagte Rupp.
Laut einer vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Studie, über die das „Handelsblatt“ (Montag) berichtet, seien etwa bei Unternehmen mit bis zu fünf Mitarbeitern nur 20 Prozent der Chefs weiblich. Bei Firmen mit mehr als 100 Beschäftigten seien es nur 8 Prozent - und das obwohl es kaum mehr Unterschiede bei Ausbildung und beruflicher Qualifikation zwischen den Geschlechtern gebe, heißt es in dem Papier der Beratungsfirma Ramboll Management Consulting.
Der Untersuchung zufolge setzten Unternehmerinnen oftmals andere Prioritäten, etwa die Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben. „Über die rein wirtschaftliche Orientierung hinaus ist es Inhaberinnen oft wichtig, mit ihrer Tätigkeit auch einen sozialen Beitrag zu leisten“, heißt es in der Studie. „Ihre Unternehmen wachsen tendenziell langsamer als männergeführte Unternehmen, haben aber auch geringe Insolvenzquoten“, heißt es in der Studie.
Laut Booz & Company hat die ungleiche Verteilung der Geschlechter im Erwerbsleben Folgen für die Leitungsfähigkeit der Volkswirtschaft. Wäre das Verhältnis zwischen Männern und Frauen ausgeglichen, könnte alleine die deutsche Wirtschaftsleistung um satte 4 Prozent steigen. Die Politik müsse die Voraussetzungen dafür schaffen, „dass Frauen ihr volles ökonomisches Potenzial ausschöpfen und damit auch die Weltwirtschaft substanziell voranbringen können“, sagte Rupp.