Summers zieht Kandidatur für Bernanke-Nachfolge zurück
Washington (dpa) - Der frühere Wirtschaftsberater von US-Präsident Barack Obama, Larry Summers, hat seine Kandidatur für den Posten des Chefs der Notenbank (Fed) überraschend zurückgezogen. Obama selbst teilte in einer schriftlichen Erklärung am Sonntag mit, er habe die Entscheidung akzeptiert.
Zugleich würdigte er die Verdienste von Summers bei der Bekämpfung der Finanz- und Wirtschaftskrise. Bernankes zweite Amtszeit läuft am 31. Januar aus, und er wird kein drittes Mal antreten.
Der 58 Jahre alte Summers, der unter dem ehemaligen Präsidenten Bill Clinton Finanzminister war, galt als Obamas Hauptfavorit für die Nachfolge von Fed-Chef Ben Bernanke. Allerdings hatte sich in der Vergangenheit zunehmend starker Widerstand gegen eine Nominierung gebildet.
Als aussichtsreichste Bewerber für den Posten nannten US-Medien die derzeitige Bernanke-Stellvertreterin Janet Yellen und den ehemaligen Fed-Vizechef Donald Kohn. Von Yellen erwarten viele Analysten eine längere Fortsetzung der ultralockeren Geldpolitik. Von den Aussichten auf eine anhaltende Geldflut profitierten am Montag die internationalen Börsen. An der deutschen Börse kletterte der Dax auf ein Rekordhoch. Zugleich geriet der US-Dollar unter Druck. Er verlor gegenüber allen anderen großen Währungen. Der Euro war in der Nacht zeitweise bis auf 1,3382 Dollar geklettert.
Medienberichten zufolge schrieb Summers am Sonntag in einem Brief an Obama: „Ich bin schweren Herzens zu dem Schluss gekommen, dass ein mögliches Bestätigungsverfahren bitter würde und nicht im Interesse der Federal Reserve, der Regierung oder letztendlich im Interesse der andauernden wirtschaftlichen Erholung der Nation stünde.“
Obama lobte Summers Rolle während der Finanz- und Wirtschaftskrise. Es habe nicht zu einem kleinen Teil an dessen Erfahrung und Führungskraft gelegen, dass die Wirtschaft zurück zu Wachstum gefunden habe.
Kritiker machten Summers dagegen für jene Mängel bei der Banken-Regulierung mitverantwortlich, die zur Finanzkrise beigetragen hätten. Andere lasteten ihm zu große Nähe zum Weißen Haus an. So hatten sich erst kürzlich drei demokratische Mitglieder des Bankenausschusses des Senats gegen ihn ausgesprochen. Dieses Gremium hätte im Bestätigungsverfahren vor einer Abstimmung des Gesamtsenats zunächst grünes Licht für seine Berufung geben müssen.