Suzuki investiert in Indien auf eigene Faust

Tokio/Wolfsburg (dpa) - Der japanische Kleinwagenhersteller Suzuki will nach der Eskalation des Streits mit dem Partner VW auf eigene Faust weiter in den Schlüsselmarkt Indien investieren.

Der Konzern traf Medienberichten zufolge inzwischen letzte Absprachen zum Bau eines neuen Werks im westindischen Bundesstaat Gujarat.

Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Mittwoch unter Berufung auf Quellen im Umfeld des Unternehmens berichtete, ist die geplante Investition von 100 Milliarden Yen (rund 950 Mio Euro) Suzukis erster Schritt zum Ausbau seiner internationalen Produktion, seitdem der Autobauer am Montag einseitig die Partnerschaft mit Volkswagen aufgekündigt hatte. Es liefen bereits Untersuchungen zur Erdbeben-Sicherheit des möglichen Standorts, hieß es. Eine endgültige Entscheidung über den Werksbau solle Ende Oktober fallen.

Anfang dieser Woche hatten die monatelangen Reibereien zwischen VW und Suzuki ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Nachdem Europas größter Autobauer den Japanern vorgeworfen hatte, fremde Motoren einzukaufen und dadurch die Kooperationsvereinbarung zu verletzen, erklärte Suzuki die seit 2009 bestehende Partnerschaft wegen zu starker Einmischung aus Wolfsburg für beendet. Die Japaner verlangten von VW, den knapp 20-prozentigen Anteil an Suzuki wieder abzustoßen.

Konzernchef Martin Winterkorn erteilte dieser Forderung am Rande der Automesse IAA in Frankfurt eine Absage. Er setzt auf den Fortgang der Zusammenarbeit: „Wenn Suzuki meint, sich trennen zu müssen, nehme ich das mal zur Kenntnis.“ Falls die Japaner ihren 1,5-Prozent-Anteil an VW abstoßen wollten, habe das „nichts mit VW zu tun“.

Auf dem Wachstumsmarkt Indien könne VW jedoch auch allein Erfolg haben, betonte der Vorstandschef. „Suzuki war eine Option“, meinte Winterkorn zur speziellen Lage auf dem Subkontinent, wo vor allem Kleinwagen Potenzial haben. „Aber wir können es dort auch allein.“

Der Markenchef des französischen Peugeot- und Citroën-Konzerns PSA, Jean-Marc Gales, wollte sich zum Streit unter den Konkurrenten zwar nicht näher äußern. Er hob am Beispiel von Herstellern wie Fiat, BMW, Ford oder Mitsubishi aber hervor, dass viele Autobauer auch über Länder- und Kulturgrenzen hinweg gemeinsame Vorteile ausschöpften: „Wichtig ist, dass eine Zusammenarbeit dem Prinzip der Fairness folgt und eine Win-Win-Situation entsteht. Das ist vielleicht auch eine Mentalitätsfrage, wie man an das Thema herangeht.“