Tarifrunde beendet: Gebäudereiniger bekommen mehr Geld
Frankfurt/Main (dpa) - Die bundesweit rund 600 000 Gebäudereiniger bekommen von Januar an mehr Geld. Nach gut 16 Stunden langen Verhandlungen einigten sich Gewerkschaft und Arbeitgeber am frühen Freitagmorgen in der fünften Tarifrunde auf Lohnerhöhungen in zwei Schritten.
„Wir haben endlich die zehn Euro pro Stunde erreicht und damit einen wirklich wichtigen Durchbruch erzielt“, sagte IG-Bau-Bundesvorstandsmitglied und Verhandlungsführerin Ulrike Laux.
Die Beschäftigten in den alten Bundesländern bekommen vom 1. Januar kommenden Jahres an 2,6 Prozent mehr Lohn und weitere 2,0 Prozent ab dem 1. Januar 2017, wie die Gewerkschaft und der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks am Freitag übereinstimmend mitteilten. Damit erhalten die Gebäudereiniger im Westen in der untersten Lohngruppe von 2017 an einen Stundenlohn von 10 Euro. „Acht Jahre haben wir dafür gekämpft“, sagte Laux.
In den neuen Ländern steigen die Löhne um 2,4 Prozent im kommenden und um 4,0 Prozent im darauffolgenden Jahr. Damit erhalten die Beschäftigten in der untersten Lohngruppe im Osten von 2017 an 9,05 Euro. Die höheren Lohngruppen steigen analog.
„Das sind Größenordnungen, die schwierig sind, aber gerade noch vertretbar“, sagte der Vorsitzende der Tarifkommission des Verbandes, Thomas Conrady. „Mit dem jetzt erzielten Kompromiss sind wir exakt an die Grenze der Belastbarkeit für unsere Unternehmen gegangen.“
Das Problem der Gebäudereiniger sei, dass sie oft als „Billiglohnbranche schlechthin“ gesehen würden, sagte der Geschäftsführer des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks, Johannes Bungart. Deshalb sei das Signal, die 10-Euro-Marke erreichen zu wollen, nicht einfach für die Betriebe: „Wir sind damit nicht mehr im Niedriglohnbereich.“
Die Tarifverhandlungen am Donnerstag in Frankfurt waren von Protesten begleitet worden. Mehrere hundert mit Trillerpfeifen, Putzeimern und Lappen ausgestattete Putzkräfte verliehen bei einer Kundgebung ihren Forderungen Nachdruck. „Ich streike für 80 Cent mehr. Ich will dafür aber nicht mehr Quadratmeter putzen“, sagte eine Demonstrantin aus dem nordrhein-westfälischen Heinsberg. Sie schrubbt in einem Gebäude zehn Büros, Flure und Toiletten. Dafür hat sie nach eigenen Angaben jeden Tag insgesamt 105 Minuten Zeit und am Endes des Monats etwa 360 Euro in der Tasche.
Die Gewerkschaft hatte zudem beklagt, dass die Beschäftigten immer mehr Fläche in immer kürzerer Zeit reinigen müssten. Das „Turbo-Putzen“ müsse beendet werden. Deshalb war die IG Bau neben der Forderung nach höheren Löhnen und weiteren Schritten bei der Ost-West-Angleichung der Löhne auch mit dem Ziel in die Verhandlungen gegangen, einen Tarifvertrag gegen Leistungsverdichtung abzuschließen.
Dazu ist es nicht gekommen. Allerdings wurde vereinbart, dass sich die Partner mit dem Thema befassen und außerhalb der Tarifrunde eine gemeinsame Lösung finden wollen. Ein IG-Bau-Sprecher sagte: „Es ist gut zu sehen, das die Arbeitgeber die Problematik jetzt erkennen.“