Telekom sieht sich trotz Milliardenverlusten auf Kurs
Bonn (dpa) - Milliardenschwere Abschreibungen in den USA haben der Deutschen Telekom im vergangenen Jahr einen der höchsten Verluste in der Firmengeschichte beschert.
Bei seiner letzten Bilanzvorlage am Donnerstag in Bonn zeigte sich Vorstandschef René Obermann trotz eines Fehlbetrages von 5,3 Milliarden Euro zuversichtlich: 2012 sei zwar ein knallhartes Jahr gewesen, aber die Telekom habe ihre Finanzziele erreicht, sei im operativen Geschäft stabil und habe für die nächsten Jahre eine klare Strategie. Der ausgewiesene Verlust sei ein buchalterischer Effekt. „Wir haben mehr Geld in der Kasse als in den Büchern steht“, betonte Obermann.
Ursache für den Absturz in die roten Zahlen ist eine Abschreibung auf Firmenwerte von mehr als 7 Milliarden Euro bei der US-Tochter T-Mobile im Zusammenhang mit der Fusion mit dem kleineren Wettbewerber MetroPCS im Herbst vergangenen Jahres. „Uns fehlen keine Mittel, um die Entwicklung des Konzerns voranzutreiben“, beteuerte Obermann, der zum Jahresende seinen Posten für Finanzvorstand Tim Höttges räumt und aus dem Unternehmen ausscheidet.
So sollen die T-Aktionäre auch für 2012 weiterhin mit einer stabilen Dividende von 0,70 Euro je Aktie bedacht werden. Für die beiden folgenden Jahre ist eine Kürzung auf 0,50 Euro je Aktie vorgesehen. Die Aktie reagierte bis zum Nachmittag mit leichten Verlusten auf die Vorlage der Zahlen.
Den Umsatz hielt der Bonner Konzern, der am Jahresende weltweit rund 230 000 Menschen beschäftigte, mit 58,2 Milliarden Euro nahezu konstant. Bereinigt um den Effekt der Wertberichtigung lag der Konzernüberschuss bei 2,5 Milliarden Euro, rund 11 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Nach Angaben von Finanzvorstand Höttges ist die Telekom in der Lage gewesen, durch die hohen freien Mittel von 6,2 Milliarden Euro ihre Schulden um mehr als 3 Milliarden Euro auf unter 37 Milliarden zu senken.
Im deutschen Geschäft stemmt sich der Konzern mit aller Macht gegen weitere Geschäftseinbußen. Die Erlöse im Mobilfunk und Festnetz verringerten sich zwar um 2 Prozent, wurden aber im Vergleich zu 2011 halbiert. Weiter rückläufig sind auch die Anschlussverluste im klassischen Festnetz, wo die Telekom in den vergangenen Jahren erhebliche Anteile an die Wettbewerber verlor. Ende 2012 waren es noch 22,4 Million Telefonanschlüsse gegenüber 30,8 Millionen fünf Jahre zuvor.
Stärkster Wachstumstreiber bleibt das mobile Internet: Hier erwirtschaftete die Telekom ein Plus von fast 20 Prozent auf 2 Milliarden Euro. Erste Anzeichen einer Trendwende zeichnen sich auch im US-Geschäft ab. Zum ersten Mal seit 2011 sei dort die Anzahl der Kunden wieder leicht gestiegen, nämlich um 200 000 auf 33,4 Millionen.
Dieses Plus ging allerdings hauptsächlich auf Zuwächse im weniger lukrativen Prepaid-Geschäft zurück. Nach wie vor verlassen Vertragskunden in Scharen den landesweit viertgrößten Anbieter, im vergangenen Jahr immerhin 2 Millionen. Die Telekom hofft, mit der Vermarktung des Apple-Handys iphone im Laufe dieses Jahres den rückläufigen Trend endlich stoppen zu können.
Obermann hatte im Dezember überraschend angekündigt, die Telekom Ende 2013 zu verlassen. Sein Nachfolger steht bereits fest: Finanzvorstand Timotheus Höttges. Zu den Motiven seines Rückzugs hatte sich Obermann damals zurückhaltend geäußert. Auch am Donnerstag wollte er dazu keine weiteren Angaben machen.