US-Klagen zu Antibabypille belasten Bayer
Leverkusen (dpa) - Der Gewinn von Bayer wird durch eine Klagewelle in den USA zu einer Verhütungspille erheblich belastet.
Der Chemie- und Pharmakonzern vereinbarte ohne Anerkennung einer Haftung bisher mit rund 4800 Anspruchsstellerinnen in den Vereinigten Staaten Vergleiche über eine Summe von einer Milliarde US-Dollar (760 Mio Euro). Diese Zahlen nannte Bayer-Vorstandschef Marijn Dekkers bei der Bilanzvorlage am Donnerstag in Leverkusen. Er hält an der breiten Aufstellung des Leverkusener Konzerns mit den drei Sparten Gesundheit, Agrochemie und Kunststoffe fest - auch um Risiken wie die bei Pharma zu verteilen.
In der Bilanz 2012 traf Bayer mit Sonderaufwendungen in Höhe von fast 1,2 Milliarden Euro bereits eine umfangreiche Vorsorge für die Rechtsstreitigkeiten zur Antibabypille Yasmin/YAZ in den USA. Das belastet das Ergebnis. Kläger bringen die Pillen in Zusammenhang mit starken Gesundheitsschäden bis hin zum Tod.
Bayer gelang zwar ein Umsatzsprung von fast neun Prozent auf die Rekordhöhe von knapp 40 Milliarden Euro. Der Gewinn ging aber um ein Prozent auf knapp 2,47 Milliarden Euro zurück. Den Aktionären winkt trotzdem eine höhere Dividende von 1,90 (Vorjahr: 1,65) Euro je Aktie. An der Börse stieg die Bayer-Aktie am Donnerstag zeitweise um mehr als drei Prozent auf 76,23 Euro - ein Allzeithoch.
In seinem Jubiläumsjahr 2013 will der vor 150 Jahren gegründete Konzern mit Innovationen auf Rekordkurs bleiben. Nach Ansicht von Dekkers ist das Bayer-Pharmageschäft im Konkurrenzkampf mit anderen Anbietern nicht zu klein. Er verwies auf eine gut gefüllte Entwicklungspipeline. Fünf neuen Pharma-Produkten - darunter etwa der Gerinnungshemmer Xarelto - traut der Vorstand mittelfristig gesehen insgesamt Spitzenumsätze von mehr als 5,5 Milliarden Euro zu.
Auch Konkurrenten hätten in den USA mit einem besonderen Klagerisiko zu kämpfen, wie Finanzvorstand Werner Baumann erläuterte. Außerhalb der USA sei das finanzielle Risiko ein völlig anderes. Die Zahl der Anpruchstellerinnen zu Yasmin/YAZ in den USA bezifferte er auf 13 600. Darunter seien 3200 weitere, die Ansprüche wegen venöser Blutgerinnsel erheben würden. Nur solche Fälle kommen aus Sicht von Bayer für einen Vergleich in Betracht. In Europa gebe es in einem geringen Umfang Klagen, darunter auch einige in Deutschland.
Der Bayer-Vorstand zeigte sich unverändert davon überzeugt, dass die Verhütungsprodukte bei bestimmungsgemäßer Anwendung sicher und wirksam seien. „Wichtig ist, dass die verschreibenden Ärzte für jede einzelne Patientin das am besten geeignete, das am besten verträgliche Präparat auswählen“, unterstrich Bayer-Chef Dekkers.
Die bilanzielle Vorsorge zu den Streitigkeiten um Yasmin/YAZ übersteigt nach Unternehmensangaben den Versicherungsschutz. Wieviel die Fälle letztlich den Bayer-Konzern kosten werden, ist unklar.