Bilanz Tengelmann setzt jetzt auf Obi, Kik und jede Menge Online-Geschäft
Nach der Trennung von der Supermarkt-Sparte Kaiser’s Tengelmann sieht Karl-Erivan Haub sein Unternehmen im 150. Geschäftsjahr auf einem sehr guten Weg.
Mülheim/Ruhr. Bestens gelaunt und voller Tatendrang: Nach dem Verkauf der Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann will Karl-Erivan Haub die Handelsgruppe Tengelmann noch konsequenter neu ausrichten. „Wir haben uns einiges vorgenommen“, sagte der Chef und Miteigentümer in der Firmenzentrale in Mülheim/Ruhr. „In den nächsten fünf Jahren planen wir Investitionen von 1,5 Milliarden Euro. Und dazu brauchen wir keinen Kredit von der Bank“, so der 57-Jährige, dessen Unternehmen 150-jähriges Jubiläum feiern kann.
Genaue Angaben zum Gewinn macht der Familienbetrieb traditionell nicht. Eine Zahl ließ Haub sich dennoch entlocken: Die Bruttomarge habe 2016 knapp sechs Prozent erreicht. Bei einem Umsatz von etwa neun Milliarden Euro (plus 8,9 Prozent) hat Tengelmann vor Steuern also 540 Millionen Euro verdient. Davon müsse man aber die Kosten für die Trennung von Kaiser’s Tengelmann noch abziehen. „Das war ein dreistelliger Millionenbetrag“, so Haub.
Die Supermarktkette hatte seit vielen Jahren rote Zahlen geschrieben. Ende 2016 ging die Trennung nach jahrelangen Bemühungen schließlich über die Bühne. Die gut 400 Filialen wurden von Edeka übernommen, ein Teil ging weiter an den Konkurrenten Rewe.
Für die Zukunft setzt Haub auf eine Mischung aus Discount und Digitalisierung. Wichtigstes Standbein der Gruppe ist die Baumarktkette Obi. Deren Umsatz stieg auf gut sechs Milliarden Euro (plus neun Prozent). „Obi hat die Marktführerschaft in Zentraleuropa ausgebaut“, so Haub.
Zulegen konnte in einem stagnierenden Markt auch der Textil-Discounter Kik mit fast zwei Milliarden Euro Umsatz (plus sieben Prozent). Die Zahl der Filialen soll in den nächsten fünf Jahren von derzeit rund 3400 auf 5000 Standorte wachsen. „Vor dem Ende des Jahrzehnts werden wir mit Kik in den USA präsent sein“, kündigte Haub an. Wegen der stark wachsenden Bevölkerung hält der Manager den US-Markt für „sehr spannend“.
Deutlich ausweiten möchte Tengelmann sein Online-Geschäft. Schon seit 2009 beteiligt sich die Gruppe mit Wagniskapital an Start-ups. Mit dabei sind die Mülheimer unter anderem beim Modehändler Zalando (vier Prozent) und beim Lieferdienst Delivery Hero (knapp zwei Prozent). Neu ist Ottonova, Deutschlands erste private Krankenversicherung, die nur in der digitalen Welt zu Hause ist.
Während sich diese Idee am Markt noch bewähren muss, läuft das Immobiliengeschäft von Tengelmann schon prächtig. In Köln wurde ein Haus mit 155 möblierten Studentenwohnungen errichtet, die binnen kürzester Zeit vermietet waren. Ein ähnliches Projekt soll in München folgen.