Teurer Konzernumbau lässt Osram-Aktie abstürzen

München (dpa) - Osram will nach dem Verkauf des klassischen Lampengeschäfts sein Geld künftig vor allem mit LED-Chips und Autolicht verdienen und plant dafür milliardenschwere Investitionen.

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Aber wegen des teuren Konzernumbaus werde der Betriebsgewinn im neuen Geschäftsjahr „beträchtlich“ zurückgehen, sagte Vorstandschef Olaf Berlien am Mittwoch in München und schockierte damit die Börse. Der Aktienkurs stürzte bis zum Mittag um 23 Prozent ab - das Unternehmen war in wenigen Stunden eine Milliarde Euro weniger wert.

Für das klassische Lampengeschäft - das noch ein Drittel zum Konzernumsatz beiträgt, aber rote Zahlen schreibt - gebe es viele Kaufinteressenten aus China und anderen Ländern, sagte Berlien. In Augsburg, Eichstätt, Berlin und anderen deutschen Standorten seien 2000, im Ausland knapp 9000 Mitarbeiter betroffen.

„Der Verkaufsprozess ist jetzt gestartet“, sagte Berlien. Der neue Eigentümer könne nicht nur die Vertriebskanäle in Europa und Amerika, sondern auch die Marke Osram nutzen: „Die Produkte haben nur eine Chance, wenn Osram draufsteht“, erklärte der Vorstandschef. Der Verkauf solle einige hundert Millionen Euro in die Kasse spülen.

Beim verbleibenden Geschäft lege Osram jetzt „den Schalter auf Wachstum um“, sagte Berlien. In Malaysia baue Osram für eine Milliarde Euro die weltweit effizienteste LED-Chipfabrik. Sie soll 2017 in Betrieb gehen und 2500 Mitarbeiter beschäftigen. Die Technologie sei im größten Osram-Werk Regensburg entwickelt worden, aber günstiger zu produzieren seien die Chips in Malaysia. Außerdem kündigte Berlien an, die Forschungs- und Entwicklungsausgaben bis 2020 um zehn Prozent auf zwei Milliarden Euro zu erhöhen.

Künftig soll Osram drei Säulen haben: Auto- und Spezialleuchten, optische Halbleiter und das derzeit noch kleine Geschäft mit technisch anspruchsvollen Leuchten und Lichtmanagement-Systemen. Damit will Berlien 2020 gut 5,0 Milliarden Euro Umsatz und 900 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwirtschaften - fast doppelt so viel wie heute.

Im Geschäftsjahr 2014/15 stieg der Umsatz dank des schwachen Euro um acht Prozent auf 5,6 Milliarden, aber der Gewinn nach Steuern sank um elf Prozent auf 171 Millionen Euro. Im neuen Geschäftsjahr dagegen soll der Umsatz leicht und das Betriebsergebnis sogar beträchtlich sinken, wegen der Umbaukosten und Investitionen.

Analysten senkten den Daumen, ein Händler sprach von einem „schockierenden“ Ausblick, die Aktie stürzte ab. Berliens Ankündigung einer Mindestdividende und eines Aktienrückkaufs half da wenig. Die Pläne hätten zwar langfristig Wachstumspotenzial, belasteten aber vorerst die Ergebnisse, meinte Analyst Andreas Willi von der US-Bank JPMorgan. Der schwache Ausblick belaste, schrieb Sebastian Ubert von der französischen Bank Societé Generale; er sei enttäuschend, befand DZ-Bank-Analyst Harald Schnitzer.