Forderungen von beiden Seiten Thema Arbeitszeit prägt Beginn der Metall-Tarifverhandlungen

Böblingen (dpa) - Der Streit um neue Arbeitszeitregeln prägt den Auftakt der Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie in Deutschland. Zur ersten Runde am Mittwoch legten sowohl die IG Metall als auch die Arbeitgeber einen Katalog von Forderungen vor.

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Sechs Prozent mehr Geld verlangt die Gewerkschaft, was den Arbeitgebern deutlich zu viel, aber nicht das große Konfliktthema ist. Für deutlich größeren Widerspruch sorgt vor allem das Ziel der IG Metall, für die Beschäftigten die Möglichkeit auszuhandeln, ihre Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden pro Woche verkürzen zu können - inklusive finanziellem Zuschuss für bestimmte Gruppen.

Die Forderung der Gewerkschaft „passt genau in die Zeit und entspricht genau den Ansprüchen der Beschäftigten, ist wirtschaftlich machbar und bezahlbar“, sagte der Chef der IG Metall in Baden-Württemberg, Roman Zitzelsberger, zum Auftakt der Verhandlungen am Nachmittag in Böblingen. Der Südwesten ist der zweitgrößte Tarifbezirk in der Metall- und Elektrobranche, in der bundesweit rund 3,9 Millionen Menschen arbeiten.

Sie sollen nach Vorstellungen der IG Metall künftig ihre Arbeitszeit vorübergehend auf bis zu 28 Stunden pro Woche senken können. Bestimmte Gruppen sollen dafür einen finanziellen Ausgleich von ihrem Arbeitgeber erhalten, zum Beispiel wenn sie Schicht arbeiten, Kinder erziehen oder Angehörige pflegen. Das Modell solle allen offenstehen, betont die Gewerkschaft, auch denen, die wenig verdienen und eine Verkürzung ihrer Arbeitszeit allein nicht finanzieren könnten. Die Menschen, die heute quasi jeden Flexibilitätsanspruch der Arbeitgeber erfüllten, bräuchten diese Möglichkeit der Reduzierung, sagte Zitzelsberger.

Ein Thema allein für die Metall- und Elektroindustrie ist die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben keineswegs. Über alle Branchen hinweg klagt ein gutes Viertel aller Beschäftigten, sehr häufig oder zumindest oft zu wenig Zeit zu haben, um alles unter einen Hut zu bringen, geht aus dem aktuellen DGB-Index „Gute Arbeit 2017“ hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. 50 Prozent der Befragten gaben an, keinen Einfluss auf die Gestaltung ihrer Arbeitszeit zu haben.

Die Arbeitgeber wollen unter anderem erreichen, dass die Unternehmen ohne Quotenbeschränkung mit jedem Beschäftigten eine längere Arbeitszeit vereinbaren können. „Uns geht es um den Erhalt der Arbeitsplätze“, betonte der Chef der Arbeitgebervereinigung Südwestmetall, Stefan Wolf. Der Wandel in der Branche bringe große Herausforderungen mit sich. „In so einer Situation passt natürlich die Forderung der IG Metall überhaupt nicht.“ Die Mitarbeiter sollten angemessen beteiligt werden - aber nicht so, wie die Gewerkschaft sich das vorstelle.

Erstmals verhandelt wurde am Mittwoch auch in Norddeutschland sowie in Berlin-Brandenburg. In Hamburg gab es zum Auftakt einen Demonstrationszug durch die Innenstadt, an dem sich rund 1000 Metallarbeiter beteiligten. Der größte Metall-Tarifbezirk Nordrhein-Westfalen und auch Bayern sowie die Region Mitte ziehen erst am Donnerstag nach. Warnstreiks sind erstmals nach Ablauf der Friedenspflicht im neuen Jahr möglich.