Thomas Cook: Eine Milliarde Minus in zwei Jahren
Peterborough (dpa) - Der kriselnde Reiseveranstalter Thomas Cook hofft nach zwei Jahren tiefroter Zahlen und einem Verlust von insgesamt mehr als einer Milliarde Pfund auf einen Neustart.
„Dieses Ergebnis können wir nur noch verbessern“, sagte die neue Konzernchefin Harriet Green mit Blick auf den Verlust von 590 Millionen britischen Pfund im Geschäftsjahr 2011/2012 (30. September). Der deutsche Markt federte mit einem operativen Gewinn in Höhe von gut 60 Millionen Pfund noch höhere Verluste in Märkten wie Großbritannien, Kanada oder Russland ab.
Trotz der verheerenden Zahlen sei Thomas Cook „nicht kaputt“, sagte Green. Mit dem Bündeln von Geschäftsbereichen, einem schlankeren Management und neuer Technik will sie das angeschlagene Unternehmen zurück in die schwarzen Zahlen bringen. Auf ihr Zukunftskonzept müssen die Aktionäre des Konzerns, der in Deutschland vor allem mit der Marke Neckermann Reisen und der Fluglinie Condor vertreten ist, jedoch bis zum Frühjahr warten.
Die Thomas-Cook-Aktie kletterte nach einem anfänglichen Absturz im Tagesverlauf um 2,21 Prozent ins Plus. Mit 24,53 britischen Pence ist die Aktie allerdings nur noch einen Bruchteil so viel wert wie zur Zeit der Fusion von Thomas Cook mit dem britischen Veranstalter MyTravel im Jahr 2007.
„Thomas Cook hat das Schlimmste hinter sich“, sagte Zentraleuropa-Chef Peter Fankhauser, der seit November zusätzlich das schwierige Großbritannien-Geschäft führt. Weitere Sanierungsschritte sollen im Jahr 100 Millionen Pfund einsparen. „Das ist erst der Anfang“, versprach Green.
Wie viele Arbeitsplätze im Zuge der Sanierung wegfallen könnten, wollten sie und Fankhauser jedoch nicht beziffern. Der Großteil der Sanierung dürfte Großbritannien betreffen. Dort wurden in den vergangenen Monaten bereits hunderte Reisebüros geschlossen. Thomas Cook hatte im November 2011 fast über Nacht drei Viertel seines Börsenwertes eingebüßt. Die Banken retteten den Reiseriesen mit einer 200-Millionen-Pfund-Spritze vor dem Zusammenbruch.
In Deutschland, wo Thomas Cook vergleichsweise gute Geschäfte macht, warf das Veranstaltergeschäft im abgelaufenen Jahr weniger Gewinn ab. Die Fluglinie Condor verdiente operativ sogar nur gut halb so viel wie ein Jahr zuvor. Nach einem guten Abschluss der Sommersaison zeigte sich das Management mit dem Start des Wintergeschäfts zufrieden.