Thyssen-Krupp-Sanierung: Hiesinger tritt auf der Stelle
Thyssen-Krupp verkauft US-Stahlwerk, muss aber Milliardenverluste hinnehmen. Edelstahlsparte macht neue Probleme.
Essen. Die Sanierung bei Thyssen-Krupp kommt nur schleppend voran. Wegen zahlreicher Altlasten macht der Konzern in diesem Geschäftsjahr 1,5 Milliarden Euro Verlust, und auch für das kommende ist keine Rückkehr in die Gewinnzone zu erwarten.
Zudem ist der geplante Verkauf der Stahlwerke in Brasilien und den USA nur teilweise gelungen und auch die Kooperation mit dem finnischen Edelstahl-Hersteller Outokumpu sorgt für neue Probleme:
Die Essener müssen Teile des Verkaufs der Edelstahlsparte rückgängig machen — unter Verlusten von rund 305 Millionen Euro. Alle Verflechtungen mit den Finnen werden gekappt.
„Man wünscht sich Befreiungsschläge, kriegt sie aber nicht“, sagte Konzernchef Heinrich Hiesinger bei der Bilanzpräsentation. Zudem seien sie meistens mit großen Vermögensverlusten verbunden. Der 53-Jährige, der seit drei Jahren das Unternehmen führt, wirbt für eine Strategie der kleinen Schritte: Risiken minimieren, Strukturen straffen, in Forschung investieren.
Faktisch bleibt ihm auch nichts anderes übrig. Den Konzern drücken fünf Milliarden Euro Schulden. Mit 2,5 Milliarden Euro ist die Eigenkapitalquote ist auf 7,1 Prozent geschrumpft. Zugleich sank der Umsatz um sieben Prozent auf 38,6 Milliarden Euro. Der Umbau vom Stahl- zum Technologiekonzern wird noch Jahre dauern.
Immerhin konnten die Essener das Stahlwerk in den USA für rund 1,1 Milliarden Euro an Arcelor-Mittal verkaufen. „Der Preis hätte höher ausfallen können, allerdings war es uns wichtig, mit dem Verkauf auch Lieferverträge zu schließen“, so Hiesinger.
So soll das Werk in Brasilien bis 2019 jährlich zwei Millionen Tonnen Stahl an das US-Werk liefern und so besser ausgelastet werden. Statt auf den Verkauf setzt ThyssenKrupp nun auf die Verbesserung des Werks in Brasilien. Vorerst.
Trotz des immensen Drucks will sich Hiesinger nicht treiben lassen. Genaue Zahlen zur Wachstumsprognose oder Fristen zum Abschluss der Geschäfte mit Outokumpu und Arcelor-Mittal umschifft er. Ex-Siemens-Chef Peter Löscher ist ihm da ein warnendes Beispiel: Trotz guter Ergebnisse hatte er sich angreifbar gemacht, weil er die selbst gesetzten Ziele nicht erreichte.