Thyssen will Mitarbeiter schonen
Beim Umbau des Konzerns nach der neuen Strategie sind betriebsbedingte Kündigungen tabu. Das ist vereinbart.
Essen. Der seit Januar amtierende neue Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger (50) sieht sich von den Medien falsch verstanden: „Wir wollen in keinster Weise 35 000 Mitarbeiter abbauen“, sagt er bei der Vorstellung seiner neuen Strategie in Essen. Vielmehr sollen Unternehmensteile mit einem Umsatz von insgesamt zehn Milliarden Euro den Konzern verlassen und damit auch jeder fünfte von 177 000 Mitarbeitern — insgesamt rund 35 000.
Der größte Kandidat für die Ausgliederung, für die Hiesinger am Freitag grünes Licht vom Aufsichtsrat bekommen hat, ist die Sparte Edelstahl (Stainless Global) mit einem Umsatz von 5,9 Milliarden Euro und 11 000 Mitarbeitern. Dazu zählt auch Nirosta mit Werken in Krefeld und Benrath. Letzteres soll demnächst nach Krefeld verlagert werden, wo dann 2500 Mitarbeiter tätig sein werden.
„Wir haben vom Aufsichtsrat den Auftrag, alle Optionen für eine eigenständige Weiterführung des Geschäfts zu prüfen“, sagte der Vorstandschef. Der weltweite Edelstahlmarkt sei von Überkapazitäten geprägt, allein aus China stammten 20 Prozent der Importe. Mit der Trennung von Thyssen-Krupp könne der „europäische Markt- und Qualitätsführer im Edelstahlgeschäft“ seine Wettbewerbsposition flexibler weiterentwickeln und Partnerschaften eingehen.
Im Falle eines Börsengangs — eventuell auch von Nirosta alleine — will Thyssen-Krupp anfangs eine „nennenswerte“ Beteiligung behalten, aber nicht die unternehmerische Führerschaft übernehmen, kündigte Hiesinger an. Das sei eine sinnvolle Maßnahme. Er könne aber nicht sagen, wie lange man die Beteiligung halten werde.
Hiesinger entschuldigte sich dafür, bei seinen Ausführungen über die neue Strategie „grundsätzlich“ bleiben zu müssen. „Wir fangen jetzt erst an“, sagte er. Bei den geplanten Unternehmensverkäufen würden die Arbeitnehmer weitreichend beteiligt. Die Trennungspläne sollen bis Ende 2012 umgesetzt werden. Wie viele Milliarden in die Kassen kommen, ließ er offen. Ein großer Teil werde zum Abbau der Schulden eingesetzt (zuletzt 6,5 Milliarden Euro), der andere Teil werde im Technologiebereich und in Schwellenländern wie China investiert.
Hiesinger bekräftigte den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bei der Umsetzung der Pläne. Darauf hatte er sich mit den Arbeitnehmervertretern geeinigt, um deren Zustimmung im Aufsichtsrat zu erhalten. Diese Vereinbarung gelte jedoch nur für die in Deutschland betroffenen rund 14 000 Mitarbeiter. Weitere Stellen fallen vor allem im Bereich Autozulieferung weg.