Tödliche Unfälle: GM hatte schon 2001 Probleme mit Zündschloss
Detroit/Washington (dpa) - Der mit tödlichen Unfällen verbundene Rückruf von 1,6 Millionen Fahrzeugen wird immer ungemütlicher für General Motors.
Wie aus am Mittwoch veröffentlichten internen Vermerken des Autobauers hervorgeht, gab es schon in der Entwicklung eines Modells Probleme mit dem Zündschloss. Bis zum Rückruf dauerte es ein Jahrzehnt.
General Motors hatte erst vor einem Monat die Besitzer bestimmter Modelle aus den Jahren 2003 bis 2007 aufgerufen, ihre Autos in die Werkstatt zu bringen.
Bei den Wagen kann der Zündschlüssel während der Fahrt in die „Aus“-Position zurückspringen - vor allem dann, wenn etwas Schweres am Schlüsselbund hängt oder der Weg holprig ist.
Der Konzern bringt Unfälle mit zwölf Toten mit dem Defekt in Verbindung. Bei ausgeschalteter Zündung funktionieren in der Regel weder Bremskraftverstärker, noch Servolenkung oder Airbags.
Fahrer könnten so die Kontrolle über ihre Wagen verloren haben und waren bei einer Kollision schlechter geschützt. Zunächst war von dreizehn Toten die Rede, doch der Hersteller korrigierte seine Angaben nach unten. Ein Toter sei doppelt gezählt worden.
Bereits in der Vorproduktion des Saturn Ion - eines der betroffenen Modelle - hatte das Zündschloss nach GM-Angaben nicht richtig funktioniert. Eine Änderung der Konstruktion habe das Problem aber gelöst, zitierte der Konzern aus einem internen Bericht von 2001. Das Auto kam zwei Jahre später auf den Markt.
In einem anderen Bericht von 2003 berichtet ein Techniker von einem Wagen, der während der Fahrt von selbst ausgegangen sei. Er notierte, dass der Fahrer mehrere Schlüssel an seinem Schlüsselbund gehabt habe und kam zu dem Schluss, dass dieses Gewicht das Zündschloss ausgeleiert habe. Er ersetzte nach GM-Angaben das Bauteil und die Akte wurde geschlossen.
Der US-Kongress, die Verkehrsaufsichtsbehörden und Strafverfolger untersuchen nun, ob der größte Autobauer des Landes zu spät auf die Berichte über die fehlerhaften Zündschlösser reagiert hat. Die betroffenen Modelle - zumeist Kompaktwagen - wurden vor allem in den USA und Kanada verkauft. Opel-Fahrzeuge sind von dem Problem nicht betroffen.
Der Fall ist die erste Bewährungsprobe für die seit Jahresbeginn amtierende Konzernchefin Mary Barra. Die Firmenveteranin hatte in einem Schreiben an die Belegschaft erklärt, ihr Team habe erst vor einigen Wochen von der Sache erfahren.
Sie kündigte eine rückhaltlose Aufklärung an und engagierte dafür den Anwalt Anton Valukas, der schon die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers untersucht hatte.
Der Rückruf erinnert an den Fall Toyota vor vier Jahren. Damals standen klemmende Gaspedale und rutschende Fußmatten im Verdacht, für zahlreiche Unfälle mit Todesopfern verantwortlich zu sein.
Toyota startete einen weltweiten Rückruf; auf dem wichtigen US-Markt brachen die Verkäufe ein. Der Autobauer musste eine Strafe zahlen, weil er nach Ansicht der US-Aufsichtsbehörde die Probleme nicht rechtzeitig gemeldet hatte. Viele Unfälle stellten sich indes im Nachhinein als Fehler der Fahrer heraus.