Tourismus kann wegbrechende Wirtschaft schwer ersetzen

Berlin (dpa) - Tourismus kann Geld in manche Regionen bringen, nach Ansicht des Deutschen Tourismusverbands aber wegbrechende Wirtschaftszweige nur schwer ersetzen.

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„Das funktioniert nicht. Tourismus kann sowas nicht alleine auffangen“, sagte DTV-Sprecherin Sarah Mempel in Berlin der Deutschen Presse-Agentur. Das betreffe etwa Regionen, in denen Industrie verschwunden sei oder die Landwirtschaft nicht mehr so gut laufe wie früher. „Tourismus hat immer eine stabilisierende Wirkung, kann aber nicht der Heilsbringer sein.“

Insgesamt steuert der Tourismus in Deutschland nach Schätzung des Verbands auf einen Jahresrekord zu. Der DTV rechnet in diesem Jahr mit einem Plus von vier Prozent bei den Übernachtungen - das entspreche einem Zuwachs von 17,4 Millionen auf insgesamt 453,7 Millionen Übernachtungen, sagte Mempel. Von den vielen Urlaubern profitieren vor allem die Küstenregionen an Nord- und Ostsee und Gebiete in Süddeutschland.

„Deutschland war schon immer das beliebteste Reiseland der Deutschen“, sagte die Verbandssprecherin. Etwa 30 Prozent der Urlaubsreisen der Deutschen führten ins Inland. Der Deutschland-Boom, der heute vor dem Hintergrund der Terrorangst diskutiert werde, sei also nicht neu.

Tatsächlich legt das Geschäft mit Touristen und Geschäftsreisenden seit Jahren zu. Laut Statistischem Bundesamt stieg die Zahl der Übernachtungen auch im ersten Halbjahr im Jahresvergleich um drei Prozent. Es kamen mehr in- und mehr ausländische Gäste. Bei Urlaubern beliebt: Deutschlands Küsten und südliche Gegenden wie Oberbayern, der Bayerische Wald oder der Bodensee, sagte die DTV-Sprecherin. Das blieben die beliebtesten Urlaubsreiseziele. Es gebe aber auch Regionen, die versuchten, mehr Gäste ins Hinterland zu lotsen.

Es sei aber ein großer Aufwand, sich als Tourismusregion aufzustellen und zu etablieren. „Es reicht nicht, wenn man eine schöne Landschaft hat und dazu mal einen netten Prospekt druckt“, sagte die Sprecherin. „Das alleine lockt natürlich noch niemanden in die Gegend.“ Man brauche ein Konzept - und etwa die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, regionalen Partnern, Verkehrsträgern und auch über Gebietsgrenzen hinweg. „Das ist nicht ganz unkompliziert.“ Manche Regionen hätten es auch verpasst, sich zu modernisieren.

Auch der Tourismusexperte des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Timm Fuchs, sieht Unterschiede: „Wie es touristisch läuft, hängt immer auch davon ab, ob es lokal und regional eine Strategie gibt, um sich zu vermarkten. Es gibt natürlich kein Allheilmittel.“ Sie stellten zunehmend fest, wie wichtig die Digitalisierung sei. Unterkünfte könne man heute einfach online buchen, aber es gebe Regionen, die auch Freizeitaktivitäten auf einer Internetseite bündelten. Dann wisse der Urlauber, was ihn erwarte, er könne aus der Ferne auch schon Aktivitäten buchen. „Da sind manche sehr weit, andere noch nicht so“, sagte Fuchs.