Trotz neuer Milliarden-Investition: Daimler will schneller sparen

Stuttgart (dpa) - Dem Sparkurs zum Trotz: Um seinem Flaggschiff S-Klasse einen Schub zu geben, steckt Daimler in diesem Jahr eine Milliarde Euro in sein größtes Pkw-Werk in Sindelfingen bei Stuttgart.

Dort wird künftig die neue Generation der Limousine produziert - sie gilt als großer Hoffnungsträger.

„Hier ist unser Kompetenzzentrum der Ober- und Luxusklasse“, sagte Konzernchef Dieter Zetsche am Mittwoch zum Produktionsstart der überarbeiteten S-Klasse. „Das soll auch so bleiben - auch wenn die Lage der Automobilindustrie in Europa nach wie vor schwierig ist.“

Die Stuttgarter wollen in ihrer wichtigen Pkw-Sparte bis Ende nächsten Jahres rund zwei Milliarden Euro sparen. Ursprünglich sollte rund ein Drittel davon bereits im laufenden Jahr zu Buche schlagen. Voraussichtlich werde das Ziel 2013 sogar übertroffen, kündigte Zetsche an.

Medienberichten zufolge sollen die deutschen Werke, darunter vor allem Sindelfingen, im Vergleich zu denen im Ausland allerdings deutlich zu teuer sein. „Die Zielsetzung muss sein, die Effizienz in Summe voranzubringen“, entgegnete der Konzernchef. Mit Investitionen werde die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte gesichert. Im vergangenen Jahr seien 70 Prozent der Investitionen in Deutschland getätigt worden. Die wachsende Nachfrage außerhalb Europas mache allerdings den Aufbau zusätzlicher Kapazitäten nötig.

Daimler macht - wie anderen Autobauern auch - die Absatzkrise in Europa zu schaffen. Allerdings sei die Talsohle dort mittlerweile erreicht, sagte der Konzernchef. Weiteren Aufwind erwarte er daher in der zweiten Jahreshälfte. „Die neue S-Klasse eröffnet uns zusätzliche Chancen auf dem Markt“, kündigte Zetsche an.

Daimler wird ihm zufolge auch seine schwächelnde Profitabilität im zweiten Quartal dieses Jahres wieder steigern. „Was die Rendite angeht, werden wir zunächst einmal sehen, dass die Entwicklung im zweiten Quartal eine Positive sein wird“, kündigte Zetsche an, ohne genaue Zahlen zu nennen. „Dazu trägt natürlich dann auch später im Jahr die neue S-Klasse bei.“

Die Limousine kann seit Mitte Mai bestellt werden. Seitdem sind bereits 12 000 Bestellungen eingegangen. In den USA und China läuft der Verkauf Zetsche zufolge allerdings erst später an.

Zum Jahresstart hatte das Verhältnis von operativem Ergebnis zum Umsatz in der wichtigen Autosparte lediglich bei 3,3 Prozent gelegen. Zum Vergleich: Die Oberklasse-Rivalen Audi und BMW kamen auf 11,1 beziehungsweise 9,9 Prozent. Daimlers Renditeziel von 10 Prozent hatte Zetsche zuletzt auf unbestimmte Zeit verschoben. Auch am Mittwoch ließ er dafür einen konkreten Zeitpunkt weiter offen.

Um seine Profitabilität zu steigern, fährt Daimler einen harten Sparkurs, von dem alle Bereiche des Unternehmens betroffen sind. Jüngst war der Konzern in die Kritik geraten, weil er nach Recherchen des SWR über Werkverträge an seinen Fließbändern Menschen beschäftigen soll, die ihr Gehalt mit Hartz IV aufstocken müssen. Zetsche wies die Darstellung am Mittwoch erneut zurück.

Der Betriebsrat des Autobauers kritisiert aber, bei Werkverträgen zu wenig Einblick und Mitspracherecht zu haben. „Wir arbeiten nicht gegen den Betriebsrat und der Betriebsrat arbeitet nicht gegen uns“, betonte Produktionschef Andreas Renschler. „Dass es da ab und zu mal unterschiedliche Meinungen gibt, ja Gott, das ist ganz normal.“