Wirtschaft Türkeireisen brechen ein, Kanaren boomen
Düsseldorfer Reiseveranstalter Alltours verzeichnet trotz Krisen in vielen touristischen Zielländern steigende Zahlen.
Düsseldorf. Griechenland, Türkei, Ägypten, Tunesien — Krisen, wohin man schaut, wer will da noch verreisen? Man sollte meinen, dass solche Rahmenbedingungen einem Reiseveranstalter das Geschäft verhageln. Doch Willi Verhuven, Chef des Düsseldorfer Reiseveranstalters Alltours, macht bei der Pressekonferenz seines Unternehmens ganz und gar nicht diesen Eindruck. Zwar redet auch er nicht drum herum, dass es etwa in der Türkei bei der politischen Großwetterlage (auch russische Touristen kommen nicht mehr) nicht rund läuft. Man will aber dort und auch in Ägypten Urlauber mit sinkenden Reisepreisen locken. „Wir haben vor Ort unsere Vertragspartner, und den sagen wir nicht in der Krise: Seht zu, wie ihr zurechtkommt.“ Im Endeffekt entscheide freilich der Kunde. Verhuven: „Wir wollen nicht, dass der Kunde mit einem unguten Gefühl in den Urlaub reist und ermöglichen daher auch Umbuchungen.“
Alltours-Sprecher Stefan Suska gesteht zu, dass in Antalya und der Westtürkei die Rückgänge bei den Buchungen im kommenden Sommer fast 50 Prozent unter denen des Vorjahres liegen. „Wir rechnen allerdings damit, dass aufgrund der deutlichen Preissenkungen für diese Länder das Kurzfristgeschäft besser ausfallen wird als im Vorjahr, vorausgesetzt, es gibt dort keine erneuten Unruhen.“
Insgesamt erwartet der Reiseveranstalter für das laufende Geschäftsjahr 2015/2016 Zuwachsraten. Der Gewinn der Unternehmensgruppe wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr 2014/2015 um rund 40 Prozent auf mehr als 52 Millionen Euro gesteigert. Als eine der Ursachen sieht das Unternehmen seine eigene Flexibilität, die es möglich mache, schnell zu reagieren. Weil man keine eigene Fluggesellschaft hat, daher keine Rücksicht auf die Auslastung einer eigenen Airline nehmen muss und vorhandene Flug-Überkapazitäten ausnutzen könne, können andere Ferienziele leicht bedient werden.
Und bei diesen ist ein deutliches Plus festzustellen. Mallorca als Reiseziel stieg für Alltours im Volumen um 5,5 Prozent, die Kanaren gar um 18,6 Prozent. Bulgarien legt um 30 Prozent zu und die Fernreisen (Karibik, Südostasien) um 26,6 Prozent. Selbst das krisengeschüttelte Griechenland liegt bei den Alltours-Buchungen nach Unternehmensangaben über dem Vorjahr.
Auch versuche man sich durch eine Exklusiv-Strategie von anderen Anbietern abzuheben. Das heißt, dass immer mehr Hotels ausschließlich Gäste des Unternehmens beherbergen. Das gilt auch für ein Angebot, das man auf Mallorca macht — Winterurlaub. Das ist dann insbesondere etwas für Aktivurlauber, Freizeitsportler und Wellnessgäste. „Mallorca wird im Winter jünger“, sagt Verhuven. So will das Unternehmen im kommenden Winter 15 seiner Allsun-Hotels (spanisches Tochterunternehmen) öffnen, die sich genau an diese Zielgruppen richten — insbesondere in Paguera und Playa de Palma.
Die Preise für Pauschalurlaub sinken im kommenden Winter im Durchschnitt um 1,2 Prozent. Während Reisen nach Ägypten, Südostasien, Madeira und in die Türkei günstiger werden, verteuert sich der Urlaub auf den Kanaren um zwei Prozent. Auf Mallorca, Zypern, in Tunesien Marokko, Portugal und in der Karibik bleiben die Preise auf Vorjahresniveau. Sinkende Preise dürften auch für Menschen reizvoll sein, die in wärmeren Gefilden überwintern möchten. Preisbeispiel in einem Viersternehotel in Antalya: Zum Schnäppchenpreis ab 949 Euro ist hier ein achtwöchiger Urlaub zu haben. So günstig muss man erst mal zu Hause leben.