Tui sieht sich fast am Ziel: Einigung über Hapag-Lloyd

Hannover/Hamburg (dpa) - Die Tui-Führung sieht sich nach dem erneuten Verkauf von Hapag-Lloyd-Anteilen auf dem Weg zum reinen Tourismuskonzern kurz vor dem Ziel. „Wir sind beinahe am Ende eines langen Weges“, sagte Konzernchef Michael Frenzel auf der Hauptversammlung des Konzerns in Hannover.

Hapag-Lloyd wird künftig vor allem von der Stadt Hamburg und dem Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne gesteuert. Dort wurde die Verständigung der Eigner über die künftige Gesellschafterstruktur begrüßt. Sie soll die Traditionsreederei auch in ruhigeres Fahrwasser führen und neue Wachstumsperspektiven eröffnen.

Das Eignerkonsortium von Hapag-Lloyd um die Stadt Hamburg und Kühne will Angaben vom Dienstagabend zufolge insgesamt 600 Millionen Euro in die Reederei stecken. Den größten Anteil schultert mit 420 Millionen Euro die Stadt, deren Anteil damit auf fast 37 Prozent steigt. Es folgen Kühne mit einer Neuinvestition von 160 Millionen Euro und einem künftigen Anteil von gut 28 Prozent sowie die Versicherer Hanse-Merkur mit 13 Millionen und Signal Iduna mit 7 Millionen Euro. Die HSH Nordbank sowie die Investoren der Warburg Bank erhöhen ihre Anteile nicht.

Der Tui-Konzern erwartet mit dem Verkauf von weiteren Anteilen an der Reederei und der Auflösung eines Hybriddarlehens aus der Zeit der Wirtschaftskrise einen zusätzlichen Geldsegen von 700 Millionen Euro bis Mitte des Jahres. Allerdings bleibt Tui mit 22 Prozent drittgrößter Anteilseigner bei Hapag-Lloyd. Mit dem Verkaufserlös will Frenzel den Konzern bis Ende September entschulden und zugleich neue Spielräume für eine Expansion im Reisegeschäft ausloten. Tui hat noch rund 800 Millionen Euro Schulden.

Im ersten Quartal (Oktober bis Dezember) des Geschäftsjahres brachte die verbliebene Beteiligung von 38,4 Prozent an der Container-Reederei der Tui ein Minus von neun Millionen Euro ein. Im Vorjahr waren es noch 18 Millionen Euro Gewinn. Der harte Wettbewerb im Frachtgeschäft und die Zurückhaltung der Urlauber bei Reisen nach Nordafrika trieben Europas größten Reisekonzern zu Beginn der Wintersaison tiefer in die roten Zahlen.

Der auf die Tui-Aktionäre entfallende Verlust stieg unter dem Strich um 89 Prozent auf fast 88 Millionen Euro, wie das Unternehmen vor der Hauptversammlung mitteilte. Reiseveranstalter schreiben im Winter meist rote Zahlen, weil sie ihre Kosten nicht decken können. Die Gewinne fahren sie im Sommer ein. Abgefedert wurden die Belastungen aber unter anderem vom verstärkten Absatz teurerer Urlaubsangebote. Der Konzernumsatz, der fast komplett aus dem Reisegeschäft stammt, legte um fünf Prozent auf mehr als 3,4 Milliarden Euro zu.

Hapag-Lloyd galt jahrelang als Ertragsperle, war in den vergangenen Jahren unter dem Druck einer extrem schwierigen Entwicklung in der Branche aber in schwere See geraten. 2011 verzeichnete Hapag-Lloyd wegen des Preisverfalls im Frachtgeschäft einen deutlichen Ergebnisrückgang. Das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) betrug nach vorläufigen Zahlen rund 101 Millionen Euro, nach 550 Millionen Euro im Vorjahr. Der Umsatz ging um rund zwei Prozent auf 6,1 Milliarden Euro zurück.

Das vergangene Jahr sei von einem „unerwartet aggressiven Preiskampf im Fernost-Verkehr sowie stark gestiegenen Öl- und Bunkerpreisen geprägt“, hieß es in der Mitteilung vom Mittwoch. Im vierten Quartal konnte Hapag-Lloyd den Umsatz- und Gewinnrückgang wegen einer höheren Nachfrage verringern.

Vorstandschef Michael Behrendt sieht für das Gesamtjahr sein wichtigstes Ziel, operativ Geld zu verdienen, als erreicht an. Angaben zum Überschuss machte Hapag-Lloyd aber nicht. Behrendt hatte zuvor schon die Einigung im Eignerkreis begrüßt: Der maritime Standort Hamburg werde gestärkt.

Tui-Chef Frenzel betonte, es bleibe bei dem Vorhaben, möglichst bald komplett aus der Containerschifffahrt auszusteigen. „Der finale Ausstieg wird uns gelingen, sobald das Marktumfeld sich auftut“, sagte er. Zur Expansion im Reisegeschäft blickt Frenzel auch auf die aufstrebenden Schwellenländer. In Ländern wie China, Indien und Brasilien gebe es noch Millionen potenzieller Kunden.

Neben der Modernisierung des Pauschalreisegeschäfts und der Stärkung der Online-Aktivitäten gehöre die Erschließung dieser Märkte zu den wichtigen strategischen Zielen. „Alleine in China sprechen wir von mehr als drei Millionen Menschen, die für hochwertige touristische Angebote außerhalb ihres Landes Geld ausgeben können und dies auch wollen“, sagte Frenzel.