Tui stellt Robinson-Clubs und weitere Marken auf den Prüfstand
Hannover (dpa) - Beim Reisekonzern Tui baut Vorstandschef Friedrich Joussen weiter fleißig um. Die derzeitige Ausrichtung der Robinson-Clubs will er prüfen - ebenso wie die Zukunft verschiedener Marken im Kreuzfahrt- und Fluggeschäft.
„Unsere Club-Marke Robinson ist zwar extrem stark, bleibt aber mit einer Eigenkapitalrendite von nur sechs Prozent deutlich unter unserer Zielmarke von mindestens elf Prozent“, sagte Joussen der „Wirtschaftswoche“. „Wir müssen bei Robinson prüfen, ob wir die richtigen Clubs an den richtigen Standorten haben und ob die Betreibermodelle stimmen.“ Auch das Kreuzfahrtgeschäft solle wegen großer Differenzen beim Ertrag einzelner Marken untersucht werden.
So hält Joussen den Trend bei Tui Cruises für „sehr positiv“. Bei den Hapag-Lloyd Kreuzfahrten sehe es aber weniger gut aus, räumte er ein: „Die Vorlaufkosten für die „Europa 2“ und die unter den Erwartungen gebliebenen Buchungen haben zu einem Minus von 14 Millionen Euro geführt.“ Ein profitables Geschäft sei jedoch schon bald möglich.
Die Containerreederei Hapag-Lloyd steht dagegen kurz vor dem Abschied aus dem Tui-Konzern. Joussen bekräftigte den Plan, sich von der Beteiligung an der Hamburger Reederei zu trennen: „Die gehört nicht zum Kerngeschäft und wird an die Börse gebracht oder verkauft.“ Die chilenische Reederei CSAV könnte mit Hapag-Lloyd fusionieren, ihre Aktionäre billigten den Schritt bereits. Ob der Zusammenschluss wirklich über die Bühne gehen kann, entscheidet sich bis Mitte April.
Im touristischen Kernsegment strebt Joussen bereits seit längerem eine bessere Erkennbarkeit und Profilierung der vielen Einzelmarken an. „Bei manchen unserer Marken weiß der Kunde nicht so recht, wofür sie stehen“, sagte der frühere Vodafone-Deutschland-Chef. Eigene Flugzeuge wie etwa bei der Konzernlinie Tuifly will Joussen erhalten. „Aber ob wir Fluggesellschaften unter sieben verschiedenen Marken brauchen, da habe ich auch meine Zweifel“, sagte der Manager.
Im Geschäftsjahr 2014/15 will der Tui-Lenker das Betriebsergebnis auf eine Milliarde Euro steigern. „Im letzten Jahr lag unser operatives Ergebnis bei gut 760 Millionen Euro. Für das Geschäftsjahr 2014/15 haben wir uns eine Milliarde Euro vorgenommen“, sagte Joussen der „Wirtschaftswoche“. „Unsere Aktionäre sollen sich auf eine stabile und nachhaltige Dividendenpolitik verlassen können.“
Der Tui-Chef kündigte zudem eine weitere Reduzierung der Kosten an, die unter anderem durch einen Personalabbau in der Konzernzentrale bereits gesenkt wurden. „2014/15 werden wir die Zentralkosten von heute 73 auf unter 45 Millionen Euro gesenkt haben“, sagte Joussen.