UBS streicht bei Konzernumbau 10 000 Stellen
Zürich (dpa) - Mit einem europaweit beispiellosen Umbauprogramm zerschlägt die Schweizer Großbank UBS weite Teile ihres teuren Investmentbankings und entlässt bis zu 10 000 Mitarbeiter.
Die radikale Neuausrichtung des Konzerns soll innerhalb von drei Jahren abgeschlossen werden und bis 2015 insgesamt 5,4 Milliarden Franken (4,5 Mrd Euro) pro Jahr an Einsparungen bringen, wie die Bank am Dienstag in Zürich mitteilte.
Höchste Priorität geben Konzernchef Sergio Ermotti und Ex-Bundesbanker Axel Weber als Präsident des UBS-Verwaltungsrates künftig dem weniger riskanten und kapitalintensiven Geschäft mit der Vermögensverwaltung. Dabei kann sich der Zürcher Finanzkonzern nach eigenen Angaben auf sein florierendes und wachsendes Geschäft in Asien stützen.
Ziel sei es, die größte Schweizer Bank „fit für die Zukunft“ zu machen, erklärte Ermotti. Neben den Folgen der Finanzkrise und der Euro-Schuldenkrise hat die Verschärfung staatlicher regulatorischer Vorgaben laut UBS das Umfeld des Investmentgeschäfts erheblich verändert. Darauf reagiere die Bank. „Für die UBS besteht die Möglichkeit, gestärkt aus diesem Prozess herauszukommen“, sagte Ermotti der Schweizerischen Depeschenagentur SDA.
Der Investmentbereich der größten Schweizer Bank hatte nicht zuletzt durch den in London wegen Betrugs angeklagten UBS-Banker Kweku Adoboli Milliardenverluste erlitten. Der bisherige Co-Chef der Investmentsparte, Adobolis einstiger Vorgesetzter Carsten Kengeter, verlässt die Geschäftsleitung, wie die Bank mitteilte. Dadurch wird Andrea Orcel - ein Vertrauter von Konzernchef Sergio Ermotti - alleiniger Chef der künftig deutlich verkleinerten Investmentsparte.
Für den Umbau nahm die UBS bereits im dritten Quartal hohe Belastungen in Kauf. Abschreibungen im Investmentbanking führten zu einem Vorsteuerverlust von 2,5 Milliarden Franken nach einem Gewinn von knapp einer Milliarde vor einem Jahr. Der Netto-Verlust im dritten Quartal wurde mit 2,17 Milliarden Franken ausgewiesen.
Die Börse reagierte erfreut auf die UBS-Pläne. Die Aktie des Geldinstituts, dessen Mitarbeiterzahl nun von gut 63 000 auf 54 000 sinken soll, legte stark zu - am Vormittag um mehr als 5 Prozent. Analysten erklärten, dies sei auch Ausdruck von Gewinnerwartungen im künftig gestärkten Bereich der UBS-Vermögensverwaltung.
„Die UBS ist weltweit führend im Vermögensverwaltungsgeschäft, sie verwaltet 1,63 Billionen Franken Kundenvermögen“, sagte Ermotti in einem SDA-Interview. „Die UBS ist in der Schweiz als Universalbank die Nummer eins. Dies sind Geschäftspositionen, welche Wettbewerber nicht einfach kopieren können.“
Nach dem Umbau werde die UBS eine „fokussiert operierende, weniger komplexe, weniger kapitalintensive und damit weniger risikoreiche Investmentbank haben, die zu 100 Prozent zum Geschäftsmodell der UBS in der Vermögensverwaltung und im Geschäft mit Firmenkunden und institutionellen Anlegern passt“.
Auch die UBS-Konkurrentin Deutsche Bank gab am Dienstag die Fortsetzung von Sparmaßnahmen und weiteren Personalabbau bekannt. Noch in diesem Jahr sollen bei den Frankfurtern 2000 Stellen wegfallen. Im Gegensatz zur UBS meldete die Deutsche Bank aber leichte Gewinne in der Investmentsparte. Der wichtigste inländische Rivale der UBS, die Credit Suisse, hatte bereits in der vergangenen Woche ein Programm zur Kostensenkung verkündet. Konkrete Zahlen wurden dabei jedoch nicht genannt.