Übernahme: Navi-Hersteller suchen Orientierung

Der US-Riese Garmin kauft den deutschen Hersteller Navigon. Smartphones machen den Geräten zunehmend Konkurrenz.

Berlin. Navi-Hersteller im Stau: Die Zeit der zweistelligen Wachstumsraten ist vorbei, Allround-Smartphones mit integriertem GPS-Empfang machen den Spezialgeräten das Leben schwer. Der Verdrängungswettbewerb hat begonnen: Ein deutliches Signal ist die Übernahme der Hamburger Navigon AG durch den amerikanischen Marktführer Garmin.

Garmin hat erst vor etwa vier Jahren damit begonnen, sein Geschäft in Europa auszubauen und will sich mit der Übernahme von Navigon für den Wettbewerb mit dem niederländischen Hersteller TomTom wappnen. Der Preis ist nicht bekannt, die Rede ist von einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Zustimmen müssen noch die Kartellbehörden.

Die Zeiten der großen Wachstumsraten seien vorbei, räumt Garmin-Sprecher Marc Kast ein. „Da ist es für uns ein Weg, unsere europäische Marktposition zu stärken.“ Navigon produziert Navigationsgeräte unter der eigenen Marke und OEM-Geräte für Automobilhersteller. Zum Angebot gehören aber auch Apps für die Navigation mit Smartphones.

Navigon ist nach unbestätigten Berichten wirtschaftlich unter erheblichen Druck geraten, weil der Absatz der Navigations-Hardware stockt. Die Firma mit 400 Mitarbeitern, das bei Anwendern einen guten Ruf genießt, gehörte seit 2008 zu 90 Prozent der Investmentgesellschaft Atlantic Partners mit dem ehemaligen Mannesmann-Chef Klaus Esser.

Besser steht der US-Riese Garmin da, der mit mehr als 8500 Mitarbeitern für das erste Quartal dieses Jahres einen Umsatz von 508 Millionen Dollar (355 Millionen Euro) auswies, 18 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Beim europäischen Marktführer TomTom waren es 265 Millionen Euro (minus ein Prozent).

„Diese Branche ist sehr schnell gewachsen“, sagt Experte Thilo Heyder von der Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg. Ähnlich wie bei den Herstellern von MP3-Playern habe sie ihren Höhepunkt aber auch schnell überschritten. Dieser wurde nach Erhebungen der Gfk im Jahr 2008 mit 4,3 Millionen in Deutschland verkauften Navigationsgeräten erreicht. 2009 waren es noch 4,1 Millionen „Personal Navigation Devices“ (PND), im vergangenen Jahr dann 3,5 Millionen. „Wir gehen aber davon aus, dass es auch für die Navigationsgeräte eine Nische geben wird“, sagte Heyer.

„Der Smartphone-Markt wächst ins Unendliche, während wir für PNDs das Gegenteil prognostizieren“, erklärt Annette Zimmermann vom Marktforschungsunternehmen Gartner. Weltweit erwartet Gartner, dass der Absatz der PNDs in diesem Jahr um 16,1 Prozent auf 32,844 Millionen einbrechen wird.

Es gebe zwar immer noch eine große Anzahl an Nutzern, die ein Navi bevorzugten, weil das im Auto besser funktioniere, erklärt Zimmermann. „Aber die Anzahl derer, die von einem PND auf ein Smartphone für die Navigation umsteigen, wird immer größer.“