Überreifer Rechtsschutz-Markt - Arag verlagert Schwerpunkte
Beim Düsseldorfer Arag-Konzern verlagern sich die Schwerpunkte.
Düsseldorf. Die Arag verdient ihr Geld mit Rechtsschutzversicherungen. Doch für Paul-Otto Faßbender gibt es für dieses Segment längst einen „überreifen Heimatmarkt“. Was der Vorstandschef des Düsseldorfer Versicherers bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch damit sagen wollte: Es ist nicht mehr so einfach, im Rennen mit 50 Wettbewerbern in diesem Bereich Geld zu verdienen. „Die Arag ist kein lupenreiner deutscher Rechtsschutzspezialist mehr“, sagt Faßbender.
Das deutsche Rechtsschutzgeschäft macht nur knapp 20 Prozent des Konzernumsatzes aus. Der Marktanteil von Arag im deutschen Rechtsschutz, die hier einst Platzhirsch war, liegt nur noch bei 8,7 Prozent. Unternehmensintern hat ein anderer Bereich schon die Nase vorn: Auf dem deutschen Markt ist das Krankenversicherungsgeschäft mit seinen 309,4 Millionen Euro Beitragseinnahmen schon größer als das inländische Rechtsschutzgeschäft (296,9 Millionen Euro).
International gesehen ist der Rechtsschutz freilich weiterhin Motor des Unternehmens mit seinen 3506 Mitarbeitern (46 Prozent davon im Ausland): Hier kommen die Beitragseinnahmen zu 28 Prozent aus dem internationalen, zu 20 Prozent aus dem nationalen Rechtsschutzgeschäft. Es folgt der Krankenversicherungsbereich mit 21 und Lebensversicherung mit 15 Prozent. Die restlichen 15 Prozent kommen aus dem Haftpflicht- und Unfallversicherungsgeschäft.
„Der Konzern verdient im Krisenmodus der Finanzmärkte gutes Geld“, sagt Faßbender. Die Staatsschuldenkrise wirkt sich freilich auch auf einen Versicherer aus, der sein Geld ja auch immer anlegen muss: Obwohl das versicherungstechnische Ergebnis des Konzerns sich von 16,5 auf 40,3 Millionen Euro verbesserte, lag der Gewinn nur noch bei 49,9 (Vorjahr: 64,2) Millionen Euro. Das Kapitalanlageergebnis (minus 17 Prozent) trübt die Bilanz.
Doch Faßbender wiegelt ab: „Ich bin Versicherungsunternehmer und kein Banker, daher lege ich sehr viel Wert auf die Belastbarkeit unserer versicherungstechnischen Rechnung.“ Und da will die Arag sich auch neu orientieren, denn „Monokulturen sind wesentlich krisenanfälliger“, wie es Faßbender ausdrückt.
Um neue Felder zu erschließen, gibt es eine neue Vorstandsposition: Matthias Maslaton leitet das Ressort Produkt und Innovation. Was da angedacht wird? Maslaton verweist zum Beispiel auf die vielen Klippen, die das Internet bereithält — hier bestehe Hilfebedarf, auch in Form von Versicherungspolicen und Beratung.