Ukraine-Krise verhagelt Maschinenbauern den Aufschwung
Frankfurt/Main (dpa) - Die Ukraine-Krise bremst den erhofften Aufschwung im Maschinenbau. Die deutsche Schlüsselindustrie senkte am Donnerstag ihre Wachstumsprognose von drei auf nur noch ein Prozent in diesem Jahr.
Der Konflikt mit Russland hinterlasse nicht nur im bilateralen Handel Spuren. „Er behindert generell die Nachfrage in wichtigen Absatzmärkten unserer Industrie und drückt weltweit auf die Stimmung“, sagte Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Branchenverbandes VDMA, in Frankfurt.
Zwar stiegen die Bestellungen im Juni um acht Prozent, im ersten Halbjahr stand unter dem Strich insgesamt aber nur eine Null. In vier von sechs Monaten sei der Auftragseingang negativ gewesen. Das reiche nicht für das zunächst erhoffte Wachstum, schätzte der VDMA.
Nach einer Stagnation im vergangenen Jahr hatte die Branche ursprünglich ein Produktionswachstum von drei Prozent für 2014 erwartet. „Die Geschäftsrisiken und die damit einhergehende Unsicherheit der Investoren haben in den letzten Monaten jedoch deutlich zugenommen“, erklärte Wiechers. In den ersten fünf Monaten legte die Produktion nach seinen Angaben um 1,3 Prozent zu, im Juni dürfte sie dann aber gesunken sein. Im ersten Halbjahr rechnet der Verband daher in der Summe mit einer Stagnation.
Im Juni profitierte die Branche zwar vor allem von Großaufträgen aus dem Ausland. Aus dem Inland kamen dagegen drei Prozent weniger Bestellungen als im Vorjahr. Insgesamt bremste das Auslandsgeschäft die deutsche Schlüsselindustrie, die mehr als eine Million Menschen beschäftigt. Die Exporte sanken Wiechers zufolge um rund 3 Prozent.
Auf ihrem viertwichtigsten Exportmarkt Russland verzeichneten die Maschinenbauer allein bis zum Mai einen Rückgang von 19,5 Prozent. „Die Russen würden uns die Maschinen ja gern abnehmen, aber es ist nicht sicher, ob sie zum Zeitpunkt der Fertigstellung überhaupt noch nach Russland ausgeführt werden können“, sagt VDMA-Präsident Reinhold Festge kürzlich der „Börsen-Zeitung“. Die Politik in Moskau sage längst: „Gebt den Deutschen nicht mehr so viele Aufträge, gebt sie woanders hin.“
Wirtschaftssanktionen gegen Russland sind aus Sicht der Branche unvermeidbar, aber „bitter“. Ein hartes Embargo dürfte direkte Auswirkungen auf die gesamte Maschinenbaukonjunktur haben, befürchtet der Verband. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet für 2014 bislang mit einem Minus der Exporte nach Russland von mindestens 10 Prozent. „Es könnte aber auch mehr werden“, sagte der Referatsleiter für Ost- und Südosteuropa beim DIHK, Tobias Baumann, jüngst. „Naturgemäß leiden kleinere Firmen mit großer Abhängigkeit von Russland stärker.“
Der mittelständisch geprägte Maschinenbau ist gemessen an der Beschäftigtenzahl der größte Industriezweig hierzulande vor der Auto- und der Elektroindustrie.