US-Banken halten sich über Wasser

Charlotte (dpa) - Die Bank of America bleibt der Sorgenfall unter den US-Großbanken. Windige Hypothekengeschäfte aus der Vergangenheit hängen wie ein Damoklesschwert über dem Branchenriesen. Erschwerend kommen die Auswüchse der Schuldenkrise hinzu.

Die Bank konnte im vergangenen Jahr aber einen Verlust ganz knapp abwenden, indem sie Tafelsilber verkauft hat. Nachdem auch die Vorzugsaktionäre ihr Geld bekommen haben, blieb unterm Strich ein Gewinn von 85 Millionen Dollar übrig (66 Mio Euro), wie das zweitgrößte Kreditinstitut der USA am Donnerstag bekanntgab. Immerhin kam die Bank aus den roten Zahlen heraus. 2010 war noch ein Verlust von 3,6 Milliarden Dollar angefallen. Die Aktie stieg zeitweise um 5 Prozent.

Die Erholung ist aber teuer erkauft. Denn Bankchef Brian Moynihan musste dafür den Schatz der Firma antasten: die Beteiligung an der China Construction Bank. Statt 10 Prozent hält die Bank of America nun nur noch rund 1 Prozent der Anteile an dem wichtigen chinesischen Institut. Alleine im Schlussquartal spülten die Verkäufe 2,9 Milliarden Dollar in die Kasse - ein Bargeld-Polster, das in Krisenzeiten wie diesen überlebenswichtig sein kann.

„Wir gehen stärker und effizienter ins Jahr 2012 hinein“, beteuerte Moynihan. Der Manager hat einen groß angelegten Umbau angestoßen, bei dem auch 30 000 Jobs wegfallen sollen. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Mitarbeiter bei dem Finanzkonzern aus Charlotte in North Carolina bereits um 3800 auf 284 600 geschrumpft. Moynihan hatte rund 150 Filialen dichtgemacht.

Auch bei der Investmentbank Morgan Stanley ging angesichts der Finanzmarkt-Turbulenzen die Zahl der Mitarbeiter um 600 auf 61 900 zurück. Mit einem Jahresgewinn von unterm Strich 2,1 Milliarden Dollar verdiente das Wall-Street-Haus aber wesentlich besser als die deutlich größere Bank of America. Die Aktie sprang um 6 Prozent hoch.

Morgan Stanley kam mit den Turbulenzen auf den Kapitalmärkten besser zurecht als gedacht. Gegenüber dem Jahr 2010 sank der Gewinn dennoch um 42 Prozent. Im Schlussquartal stand sogar ein Minus, weil Morgan Stanley in einem Streit mit dem Anleiheversicherer MBIA um Hypothekenpapiere teure Zugeständnisse gemacht hatte. Auch der Rivale Goldman Sachs hatte einen Gewinnrückgang verkraften müssen.

Morgan Stanley habe Marktanteile gewonnen, erklärte Firmenchef James Gorman in New York. „Wir haben das Jahr in einer besseren Verfassung beendet als wir hineingegangen sind“, sagte er. Als Stütze in der Schuldenkrise hatte sich die Vermögensverwaltung für reiche Kunden erwiesen.

Sorgenfall in der Schuldenkrise ist das einst so profitable Investmentbanking. So gingen die Einnahmen aus dem Handel mit Anleihen oder Rohstoffen zurück. Breit aufgestellte Häuser wie Branchenprimus JPMorgan Chase oder Wells Fargo hatten das durch ihr gut laufendes Privatkundengeschäft ausgleichen können. Weil die Arbeitslosigkeit in den USA zurückgeht, zahlen etwa Hausbesitzer ihre Kreditraten wieder zuverlässiger.

Die Bank of America ist jedoch ein Sonderfall: Sie hatte in der Finanzkrise den US-Immobilienfinanzierer Countrywide übernommen. Das erwies sich als schwerer Fehler, weil Countrywide Kredite viel zu lax vergeben hatte. Folge sind reihenweise faule Kredite und hohe Verluste. Überdies beklagen sich Investoren, sie seien von Countrywide bei Hypotheken-Geschäften betrogen worden und fordern milliardenschweren Schadensersatz von der Bank of America. Ein Vergleich, der die Situation entspannen würde, hängt noch in der Schwebe.

In den letzten drei Monaten des Jahres verdiente die Bank of America wegen des Tafelsilber-Verkaufs unterm Strich allerdings 1,6 Milliarden Dollar, nachdem im Vorjahreszeitraum ein Verlust in gleicher Höhe angefallen war. Die Zahlen sind aber selbst für Experten kaum durchschau- und vergleichbar wegen zahlreicher Sondereffekte wie den Anteilsverkäufen in China. Die Deutsche Bank legt ihre Zahlen am 2. Februar vor.