US-Hausbesitzer klagen im Libor-Skandal gegen Banken
New York (dpa) - US-Hausbesitzer ziehen wegen des Libor-Skandals gegen ein Dutzend internationale Großbanken zu Felde, darunter die Deutsche Bank. Die Gruppe wirft den Kreditinstituten vor, durch die gemeinschaftliche Manipulation des Referenzzinssatzes die Kosten für ihre Eigenheim-Hypotheken in die Höhe getrieben zu haben.
Annie Bell Adams und vier Mitstreiter aus dem Bundesstaat Alabama haben vor einem Gericht in der Finanzmetropole New York eine Klage eingereicht. Sie fordern für sich und andere Betroffener eine Wiedergutmachung in nicht näher genannter Höhe.
„Die Deutsche Bank wird sich energisch gegen die Vorwürfe zur Wehr setzen“, sagte ein Sprecher am Montag. Die Frankfurter vergeben in den USA keine eigenen Hauskredite, sondern treten hier als eine Art Kreditverwalter auf. Neben der Deutschen Bank werden als Beklagte unter anderem die Bank of America, die Citigroup, JPMorgan Chase, die britsche Barclays sowie die Schweizer UBS aufgeführt.
Der „Financial Times“ zufolge ist es die erste bekannt gewordene Klage im Libor-Skandal von Seiten privater Kreditnehmer. Bislang waren institutionelle Investoren und Kommunen gegen die Bankenwelt vorgegangen. Ein Anwalt sagte, die betroffenen Hausbesitzer hätten durch die Manipulation Tausende Dollar verloren.
Der sogenannte Libor (London Interbank Offered Rate) wird täglich aus den Meldungen einzelner Banken ermittelt und stellt den durchschnittlichen Zinssatz dar, zu dem sich die Institute untereinander Geld leihen. Der Libor-Satz dient als Referenz für Geldgeschäfte in Billionenhöhe.
Die Hausbesitzer hatten für ihre Hypotheken variable Zinssätze gewählt, die sich am Libor orientierten. Stichtag für die Festsetzung war dabei der erste Tag des Monats, heißt es in der Klage. An diesem Stichtag habe der Libor-Satz im Schnitt höher gelegen als sonst, führen die Kläger aus. Die Banken haben ihrer Ansicht nach vom Jahr 2000 bis Anfang 2009 gemauschelt.
Weltweit ermitteln die Behörden gegen 15 Geldhäuser, die über Jahre den Zins manipuliert haben sollen. Die britische Barclays akzeptierte Ende Juni eine Strafe von 290 Millionen Pfund (370 Mio Euro), Vorstandschef Bob Diamond trat zurück. Nun soll das System auf komplett neue Beine gestellt werden.