US-Notenbank erweitert jüngste Konjunkturmaßnahme
Washington (dpa) - Die US-Notenbank hat ihre Hoffnung auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung vorerst begraben. Das Wachstum in den Vereinigten Staaten werde in den kommenden Jahren langsamer ausfallen als bisher erwartet, hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Prognose der Federal Reserve (Fed).
Auch die hohe Arbeitslosigkeit gehe nur im Schneckentempo zurück. Schuld an der Lage sei auch die Krise in Europa, sagte Fed-Chef Ben Bernanke in einer Pressekonferenz. Als Konsequenz weitet die Zentralbank ihre jüngste Konjunkturmaßnahme deutlich aus.
Der verschlechterten Prognose zufolge wird die US-Wirtschaft in diesem Jahr lediglich zwischen 1,9 und 2,4 Prozent wachsen. Im April war die Fed noch von 2,4 bis 2,9 Prozent ausgegangen. Für 2013 senkte sie den Ausblick von 2,7 bis 3,1 Prozent auf einen Wert zwischen 2,2 und 2,8 Prozent. Man sei bislang zu optimistisch gewesen, räumte Bernanke ein. Vor allem die Lage in Europa sei eine Belastung für die Konjunktur. Die Regierungen dort müssten ihre Staatshaushalte in Ordnung bringen und ihre Finanzsystem auf sichere Beine stellen. Aber auch der schwache US-Immobilienmarkt bereite Kopfschmerzen.
Die düsteren Aussichten bewegten die Fed zur Erweiterung ihrer jüngsten Konjunkturmaßnahme „Operation Twist“. Um den „bedeutenden Abwärtsrisiken“ für die Wirtschaft zu begegnen, will sie bis Ende 2012 kurzfristig fällige Anleihen aus ihrem Bestand im Wert von weiteren 267 Milliarden Dollar (210 Mrd Euro) gegen langlaufende Papiere tauschen. Das soll die Zinsen etwa für Unternehmenskredite oder Immobiliendarlehen weiter in den Keller drücken. Bislang hatte der Anleihentausch ein geplantes Volumen von 400 Milliarden Dollar.
Anders als bei der zweimaligen „Quantitativen Lockerung“ (QE oder Quantitative Easing), die von 2008 bis in den Juli letzten Jahres lief, pumpt die Fed bei der „Operation Twist“ aber kein neues Geld ins System. Damals hatte sie versucht, mit milliardenschweren Anleihekäufen die damit verbundenen Zinsen zu drücken und mithin die Nachfrage anzukurbeln. Kritiker fordern wegen neuer Konjunktursorgen eine QE-Neuauflage. Bernanke sagte dazu: „Wir sind - falls notwendig - bereit zu handeln und denken auch über erneute Anleihenkäufe nach.“
Ihren Leitzins hat die Fed wie erwartet nicht verändert, er liegt wie seit Dezember 2008 unverändert bei rund null Prozent. Sie hatte bereits angekündigt an diesem „außerordentlich niedrigen Leitzins“ bis Ende 2014 festzuhalten. Die Inflation sei wegen sinkender Ölpreise zurückgegangen, heißt es in der Mitteilung vom Mittwoch.
Das Bruttoinlandsprodukt in den USA war im ersten Quartal mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate lediglich um 1,9 Prozent gestiegen - weniger als von Experten für eine Erholung nach der Rezession 2008 und 2009 erhofft. Auch die Arbeitslosigkeit sinkt nicht nachhaltig, die Quote stieg zuletzt gar auf 8,2 Prozent.