US-Wirtschaft legt zu - Fed-Chef warnt dennoch

Washington (dpa) - Die US-Wirtschaft hat Ende 2011 deutlicher als erwartet an Tempo zugelegt. Das Bruttoinlandsprodukt sei von Oktober bis Dezember aufs Jahr hochgerechnet um 3,0 Prozent gestiegen, teilte das US-Handelsministerium in Washington mit.

Die zweite Schätzung lag damit höher als die erste vor einem Monat, in der ein Wachstum von 2,8 Prozent ermittelt worden war. Der Chef der Notenbank (Fed), Ben Bernanke, warnte jedoch vor Euphorie. Eine Besserung auf dem US-Arbeitsmarkt erfordere vermutlich ein stabileres Wachstum.

Den neuesten Daten zufolge legte die größte Volkswirtschaft der Welt im vergangenen Jahr einen wahren Endspurt hin. Im dritten Quartal hatte die Wachstumsrate bei nur 1,8 Prozent gelegen, im zweiten bei 1,3 Prozent. Anfang 2011 hatte die Konjunktur mit einem Plus von lediglich 0,4 Prozent sogar noch einen sehr schwachen Eindruck gemacht. Die Unternehmen hätten in Erwartung steigender Absätze zum Jahresende ihre Lager gefüllt, berichtete die Fachagentur Bloomberg. Zudem sei das Einkommen der Bürger schneller gestiegen als zunächst angenommen.

Bernanke nannte das Wachstum in einer Kongressanhörung am Mittwoch aber „ungleichmäßig und im historischen Vergleich moderat“. Vor allem die Konsumnachfrage und die Industrieproduktion müsse stärker werden, damit die derzeitige Arbeitslosigkeit von mehr als acht Prozent sinken kann. „Der Jobmarkt ist weiter alles andere als normal“, sagte der Notenbanker laut Redemanuskript. Die Langzeitarbeitslosigkeit sei fast auf Rekordniveau, die Zahl der Teilzeitbeschäftigten sehr hoch.

Bernanke bekräftigte die Sorge vor einem Überschwappen der europäischen Schuldenkrise auf die Weltkonjunktur. „Ihre Lösung erfordert abgestimmte Maßnahmen seitens der europäischen Machthaber“, sagte er. Auch müsse in der Eurozone das Wachstum angekurbelt werden.

Die Fed selbst werde an ihrer lockeren Geldpolitik mit Niedrigzinsen und Anleihengeschäften zur Senkung langfristiger Zinsen festhalten, bis die US-Wirtschaft in einem sichereren Fahrwasser sei. Es gebe auf längere Sicht keinen Inflationsdruck, der dieser Strategie entgegen stünde, allerdings könnten jüngste Preissteigerungen beim Benzin für zeitweise höhere Inflationsraten sorgen, sagte Bernanke.