USA nominieren Jim Yong Kim als Weltbank-Chef
Washington (dpa) - Mit diesem Namen hat in Washington niemand gerechnet: Jim Yong Kim, ein Arzt und Universitätspräsident, soll nach dem Willen der USA die Weltbank leiten.
Die Entscheidung für den 52-Jährigen löst Staunen und Anerkennung aus. US-Präsident Barack Obama bricht mit alten Traditionen: In Gegensatz zu seinen Vorgängern hat er keinen Politiker, sondern einen erfahrenen Entwicklungshelfer für die Weltbank-Spitze nominiert. Der 52 Jahre alte Mediziner Jim Yong Kim soll die Führung der internationalen Finanzorganisation von Robert Zoellick übernehmen, dessen Amtszeit am 30. Juni endet. „Der Leiter der Weltbank sollte ein umfassendes Verständnis über die Rolle der Entwicklungshilfe in der Welt haben“, begründete Obama seine überraschende Entscheidung.
Der gebürtige Südkoreaner und Sohn von Einwanderern leitet derzeit das renommierte Dartmouth College im Staat New Hampshire. Dort habe er Pionierarbeit für die internationale Verbreitung kostengünstiger, hochwertiger Gesundheitsversorgung geleistet, teilte das Weiße Haus mit. Kim ist zudem Mitbegründer der humanitären Einrichtung „Partners in Health“, die sich seit 25 Jahren für die medizinische Behandlung von Armen in der Welt einsetzt. Zudem war der Arzt einst Direktor der Aids- und HIV-Abteilung bei der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Obama verdeutlichte mit seiner Auswahl des Arztes auch, wo er den künftigen Schwerpunkt der Weltbank sieht. „Gesunde Bevölkerungen ermöglichen Wachstum und Wohlstand“, sagte er. Entsprechend sei Kim mit seinen „einzigartigen Fähigkeiten und jahrelanger Erfahrung“ besser qualifiziert als jeder andere für die Präsidentenposten. Fachleute lobten die US-Regierung für ihre bedachte Entscheidung: „Das ist ein großer Schritt nach vorne“, meinte der Co-Direktor des US-Instituts „Center for Economic and Policy Research“, Mark Weisbrot. Kim sei „der erste qualifizierte Weltbank-Präsident in 68 Jahren“.
Tatsächlich stellt die Nominierung des respektierten Akademikers für das Weiße Haus eine Abkehr von alten Traditionen dar. Ob Zoellick, dessen Vorgänger Paul Wolfowitz und James Wolfensohn oder die anderen acht ehemaligen Männer an der Weltbankspitze - mehr oder weniger jeder von ihnen landete nach Meinung von Kritikern aus politischem Kalkül auf dem Posten. „Es ist Zeit, dass ein Entwicklungshilfe-Profi die weltgrößte Entwicklungshilfe-Organisation leitet“, sagte dann auch Obama.
Da die Weltbank seit ihrer Gründung traditionell von einem Amerikaner geführt wird, während die der Internationale Währungsfonds als Schwesterorganisation stets eine europäische Spitze bekommt, hat Kim durch die US-Nominierung beste Chancen auf das Präsidentenamt. Gegen dieses transatlantische Platzhirsch-Getue regt sich zunehmend Kritik. Vielleicht hat Obama auch deshalb den Sohn klassischer Einwanderer ausgesucht. Der gebürtige Südkoreaner Kim hat zudem schon in Asien, Afrika sowie Mittel- und Südamerika als Entwicklungshelfer gearbeitet.
Dennoch wollen erstmals auch die Schwellenländer eigene Kandidaten ins Rennen schicken. Am Freitag machten sich Angola, Südafrika and Nigeria für die nigerianische Finanzministerin Ngozi Okonjo-Iweala stark. Nach Medienberichten könnte Brasilien zudem den ehemaligen kolumbianische Finanzminister José Antonio Ocampo nominieren. Die Nominierungsphase der Weltbank sollte in der Nacht zum Samstag (MEZ) enden. Nach Ende der Frist veröffentlicht die UN-Sonderorganisation eine offizielle Kandidatenliste. Die Bewerber werden dann vom Exekutivrat zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Bis zum 23. April soll schließlich die Entscheidung über die Zoellick-Nachfolge fallen.
Deutschland bewertete die Benennung mehrerer Bewerber für die künftige Führung der Weltbank positiv. „Insbesondere begrüße ich, dass neben dem amerikanischen Kandidaten Jim Yong Kim auch die Schwellenländer selbstbewusst Anwärter ins Rennen schicken und so ihrer wachsenden Bedeutung Nachdruck verleihen“, sagte Entwicklungsminister Dirk Niebel. Der FDP-Politiker vertritt Deutschland im Gouverneursrat der Weltbank.