Verblasste Wunderwelt der Konsumtempel

Exotische Früchte oder die neueste Mode: Es gab Zeiten, da sorgten die Warenhäuser für leuchtende Augen.

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Wer sich als Kind je die Nase an einer Schaufensterscheibe platt gedrückt hat, hat den Zauber gespürt. Die Verheißung einer schillernden Welt hinter der Fassade — den Zauber des Warenhauses. Heute eilen die Menschen vorbei und bedenken die Auslage eher mit einem mitleidigen Blick. Früher war das anders: Das Warenhaus stand nicht für Durchschnittsware. Es war eine Wunderkammer.

Karstadt, Kaufhof, Hertie , Horten oder auch Wertheim repräsentierten in Deutschland eine schöne, neue Welt. „Früher waren Warenhäuser sehr stark emotional verbunden mit Konsumtempeln“, sagt Handelsexperte Jörg Funder von der Fachhochschule Worms. Das sei heute nicht mehr der Fall.

Das Aufblühen der Kaufparadiese Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Gründe — die Industrialisierung war damals in vollem Gange. „Es wurden zum ersten Mal Produkte in größerem Maße gefertigt“, erklärt Birgit Adam, die ein Buch über die Geschichte des Warenhauses geschrieben hat. „Das war die Grundlage für Geschäfte, die das Ganze verkaufen konnten.“ Hinzu kam der Import neuer Produkte aus anderen Ländern. „Die Warenhäuser waren die Fläche, um das auszustellen, was es überall auf der Welt an Luxusgütern gab.“

Die neuste Mode aus Paris oder exotische Früchte — das war neu und aufregend. Doch nicht nur das Innenleben der riesigen Konsumkammern faszinierte die Menschen: Sie prägten auch architektonisch das Aussehen vieler Innenstädte.

„Es war schon ein Anziehungspunkt“, erklärt Adam. „Dadurch, dass sie sehr groß waren, hatten sie auch große Schaufenster, die entsprechend beleuchtet waren.“ Warenhäuser waren damit nicht nur das Symbol des Wirtschaftswunders. Sie waren das Symbol einer Konsumgesellschaft.

Etwas von der einstigen Faszination lassen die Luxuskaufhäuser KaDeWe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München ahnen. In Warenhäuser zieht es die Menschen aber immer seltener: Lag ihr Umsatzanteil am Handel 1980 noch bei 6 Prozent, schrumpfte er zuletzt auf 2,6 Prozent, wie das Institut für Handelsforschung in Köln ausgerechnet hat.

Was nahm der Warenwunderwelt den Glanz? Ab Mitte der 1960er Jahre gab es zunehmend Probleme. Ein Grund waren Fachgeschäfte, die sich spezialisiert hatten — und entsprechend mehr und günstiger anbieten konnten. Hinzu kommt der Internethandel, der auch anderen Einzelhändlern das Wasser abgräbt. Experte Funder sieht gleich mehrere Baustellen: Sowohl bei Sortiment, Preis, Image als auch beim Service habe das Warenhaus zuletzt Nachteile gehabt.