Verbot lässt Taxi-Rivalen Wundercar kalt
Hamburg (dpa) - Ein Privat-Fahrer gegen ein Trinkgeld - die Idee des Hamburger Unternehmens Wundercar stößt bei Taxifahrern auf Protest. Die Wirtschaftsbehörde untersagte das Konzept, Wundercar zeigt sich unbeeindruckt und macht einfach weiter.
„Der Betrieb läuft weiter“, sagte Wundercar-Geschäftsführer Gunnar Froh der dpa. Um Probleme mit dem Gesetzgeber zu vermeiden, habe man das Konzept inzwischen etwas verändert. So will Wundercar der Kritik entgegentreten, man biete per Smartphone-App ohne Genehmigung gewerbliche Fahrten wie herkömmliche Taxi-Firmen an. Die Wirtschaftsbehörde überzeugt das nicht, der Streit wird wohl weitergehen.
Per Internet bringt Wundercar angemeldete Nutzer und einen privaten Fahrer zusammen. „Lerne tolle Leute kennen“ - dieser Aspekt soll bei der Fahrt innerhalb der Stadt laut Werbung im Vordergrund stehen. Prinzipiell sei die Fahrt kostenlos, verspricht das Portal. Jedoch gibt es die Option, ein Trinkgeld in „beliebiger Höhe“ zu zahlen - das geht jedoch nur bargeldlos über das Internet. Von dieser Summe behält Wundercar 20 Prozent.
Erst am Mittwoch hatten im europäischen Verbund Hamburger Taxifahrer gegen aus ihrer Sicht unfaire Konkurrenz aus dem Internet demonstriert. Die Fahrer wollen nicht hinnehmen, dass über Internet-Apps illegale Fahrdienste in Anspruch genommen werden können.
„Firmen wie Wundercar oder Uber vermitteln im Netz die Dienste von Fahrern, die ohne Ausbildung, Versicherungen, Sozialabgaben und Gewerbeanmeldung für Trinkgeld fahren“, sagte Christian Brüggmann, Vorstand der Taxen-Union Hamburg Hansa. Damit werde die Branche wieder mit Problemen wie Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung konfrontiert, die eigentlich überwunden seien. Taxis werden mit fälschungssicheren Taxametern und Fahrtenschreiben mittlerweile lückenlos überwacht. In Hamburg gibt es rund 3300 Taxis.
Die Wirtschaftsbehörde hatte Wundercar per Brief verboten, Fahrten anzubieten, deren Entgelt die Betriebskosten übersteigt. Sollte Wundercar das Verbot ignorieren, drohen laut einer Sprecherin hohe Strafen. Der Taxi-Rivale habe für einen Widerspruch einen Monat Zeit. Im nächsten Schritt gebe es für Wundercar die Möglichkeit, sich vor dem Verwaltungsgericht gegen das Verbot zu wehren.
Um die Kritiker zu besänftigen, hat das Unternehmen nun vor allem eine Umgestaltung vorgenommen: Bisher wurde den Fahrgästen immer angezeigt, wie viel andere Nutzer im Schnitt für diese Strecke zahlten. Nun werden nur noch die Betriebskosten von 35 Cent pro Kilometer als Empfehlung präsentiert, kündigte Froh an. Es ist aber trotzdem weiterhin möglich, nichts oder viel mehr zu bezahlen. Eine Sprecherin der Wirtschaftsbehörde bezeichnete dies auf dpa-Anfrage als „Kosmetik an der App“, das Verbot gelte weiterhin.
Wundercar-Manager Froh unterstreicht den Unterschied zu einer Taxi-Fahrt. „Die Fahrer sind in wenigen Minuten da, es sind immer komfortable Autos, und man muss sich nicht mit dem Fahrer unterhalten, wenn man nicht will.“ Bei den Hobby-Fahrern gehe es „um den sozialen Aspekt“. Deshalb sollen die derzeit 10 000 Nutzer der App bald nicht nur Name und Bild des Privat-Fahrers vorher sehen können, sondern auch einige Infos zur Person. „Das erhöht die Chance, dass man neben jemandem sitzt, der das gleiche Hobby hat“, sagte der 31 Jahre alte Geschäftsführer.
Am Ziel angekommen, bewerten sich Fahrer und Gast gegenseitig. Wer unfreundlich ist oder schlecht fährt, verliert Sterne - und läuft damit Gefahr, aus dem System zu fliegen.
Die Kritik an Wundercar hat ein mediales Echo ausgelöst, das für das 2013 in der Hansestadt gegründete Unternehmen eine große Werbung ist. „Normalerweise melden sich 100 neue Leute pro Tag an, derzeit sind es bis zu 50 neue Nutzer pro Minute“, berichtet Froh. Auch viele neue Fahrer hätten sich registriert, die alle ein Auswahlverfahren durchlaufen müssten. „Wir wollen keine Leute, die einen Job suchen“, erklärte Froh. In Deutschland gibt es Wundercar momentan nur in Hamburg und Berlin. „Das Interesse ist inzwischen so groß, dass man sich nun bundesweit als Fahrer anmelden kann.“ In etwa zwei Wochen solle dann deutschlandweit eine Fahrtanfrage möglich sein.