Handel verkauft weniger Verbraucher geben mehr Geld für Fisch aus
Hamburg (dpa) - Beim Fischverzehr lassen sich die Verbraucher auch von hohen Preisen nicht abschrecken. Nach Angaben des Fisch-Informationszentrums in Hamburg ging die im Einzelhandel verkaufte Menge im vergangenen Jahr von gut 420 000 Tonnen auf knapp 412 000 Tonnen zurück.
Das ist ein Rückgang von rund 2 Prozent. Die Kunden gaben dennoch mehr Geld für Fisch und Meeresfrüchte aus, nämlich 3,8 Milliarden Euro, wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) herausfand. Im Vorjahr hatten sich die Ausgaben auf 3,7 Milliarden summiert.
Der Vorsitzende des Fisch-Informationszentrums, Thomas Lauenroth, bezeichnete die Entwicklung als erstaunlich, angesichts der exorbitanten Preisentwicklung gerade bei Lachs und Nordseekrabben. Fisch und Meeresfrüchte hätten sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr um 3,3 Prozent verteuert, Lebensmittel insgesamt aber nur um 0,8 Prozent.
Das Konsumverhalten zeige eine „intakte Wertschätzung“ für den Fisch, sagte der Geschäftsführer des Informationszentrums, Matthias Keller. Bei vielen Konsumenten spiele das Gesundheitsargument eine große Rolle, sie schätzten die positiven Inhaltsstoffe dieses Nahrungsmittels. „Andere finden es einfach schick, Fisch zu essen.“
Der Pro-Kopf-Verbrauch an Fisch stieg im vergangenen Jahr in Deutschland von 13,5 auf 14,2 Kilogramm. Fisch und Meeresfrüchte im Fanggewicht von gut 1,16 Millionen Tonnen wurden nach vorläufigen Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung verzehrt. Für das Jahr 2015 wurde der Pro-Kopf-Verbrauch von 14,1 auf 13,5 Kilo korrigiert. Weltweit liege dieser Wert nach Berechnung der Welternährungsorganisation FAO bei rund 20 Kilo. Bei diesen Zahlen geht es um die verbrauchten Fangmengen, nicht um die verarbeiteten Produkte im Einzelhandel.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte den Fischkonsum. „Bei den Verbrauchsmengen in Deutschland gibt es nichts zu feiern“, sagte der Meeresbiologe Thilo Maack. „Wir essen mehr Fisch, als die Meere langfristig produzieren.“
Den Lachs importiert Deutschland zum größten Teil aus Aquakulturen in Norwegen, aber auch in Chile. Auch das wird von Greenpeace nicht gutgeheißen. „Der beliebte Lachs aus konventioneller Aquakultur bedeutet Massentierhaltung mit allen Konsequenzen: giftige Chemikalien, Tierqual, Umweltverschmutzung“, meinte Maack. Er rief zu bewusstem Kaufverhalten auf: „Wir raten Verbrauchern, Fisch als Delikatesse zu betrachten, den man nur zu besonderen Anlässen isst.“
Keller empfahl den Fischliebhabern zudem, mehr von den heimischen Arten aus Nord- und Ostsee zu essen. Die Bestände von Kabeljau, Seelachs und Scholle hätten sich gut erholt.
Trotz der hohen Preise ist Lachs weiterhin der beliebteste Speisefisch. Er hatte 2016 einen Marktanteil von 19,2 Prozent. Auf Platz zwei folgte Alaska-Seelachs (18,3 Prozent), der auch zu Fischstäbchen verarbeitet wird. Hering liegt knapp dahinter (17,4), Thunfisch (11,5) und Forelle (5,3) zählen nach den Worten von Lauenroth ebenfalls zu den „Five All Stars“. Süßwasserfische spielen eine untergeordnete Rolle, ebenso Krebs- und Weichtiere.
Die Deutschen kaufen ihren Fisch am liebsten beim Discounter oder in anderen Supermärkten. Der Anteil der Fischfachgeschäfte am Gesamtumsatz ging von 8,9 auf 8,1 Prozent zurück. Die Kunden greifen vor allem zu Tiefkühlfisch, Konserven und Marinaden. Allerdings wird Frischfisch und aufgetauter Fisch beliebter.