Warnung vor Überfischung Verbraucher geben mehr Geld für weniger Fisch aus
Hamburg (dpa) - Verbraucher müssen in Deutschland für Fisch immer tiefer in die Tasche greifen. Während in den ersten zehn Monaten des Jahres die verkaufte Menge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,6 Prozent zurückging, haben die Kunden mit 3,1 Milliarden Euro (+3 Prozent) erneut mehr Geld für Fisch ausgegeben.
Das sagte Matthias Keller vom Bundesmarktverband der Fischwirtschaft. Und das Weihnachtsgeschäft komme erst noch, freute sich Geschäftsführer Keller, der auch das wirtschaftsnahe Fisch-Informationszentrum (FIZ) leitet.
„Fisch zu verkaufen ist nicht das große Problem, sondern Fisch zu bekommen“, sagte auch der Sylter Fischhändler Jürgen Gosch, Inhaber der nach ihm benannten Handels- und Restaurantkette. „Man muss genau überlegen, welchen Weg man geht. Ich kann mich nicht auf einen Fisch konzentrieren, wenn er nicht mehr zu bekommen ist, oder zu teuer ist.“ Eine Sprecherin des Fisch-Großhändlers Deutsche See aus Bremerhaven teilte mit: Die weltweite Nachfrage sei gestiegen. „Gleichzeitig steht dem Markt aber nicht mehr Fisch zur Verfügung, daher haben sich die Preise für viele Fischarten erhöht.“
Die Umweltorganisation Greenpeace warnte derweil vor der Überfischung der Meere. „Tatsache ist, dass 60 Prozent der Bestände bis an die Grenze befischt werden, 30 Prozent sind bereits überfischt“, sagte Meeresbiologin Sandra Schöttner von Greenpeace. Mit Blick auf den auch für 2017 geplanten Fischratgeber empfiehlt Schöttner, Konsumenten sollten „nicht blind zugreifen“.
Besonders die Nachfrage nach frischem Fisch steigt nach Angaben des Fisch-Informationszentrums aktuell stark. Nach einem Plus von 17 Prozent im Vorjahr sei die verkaufte Menge von Januar bis Oktober 2016 erneut gewachsen - von 51 000 Tonnen auf 55 000 Tonnen. Tiefkühl-Fisch dagegen sei weniger gefragt. Die verkaufte Menge ging den Angaben zufolge in den ersten zehn Monaten 2016 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um vier Prozent zurück. Der Umsatz sei angesichts steigender Preise aber auch in diesem Segment um 2,3 Prozent angewachsen.
Der mit einem Marktanteil von rund 20 Prozent beliebteste Speisefisch der Deutschen, der Lachs, ist nach Angaben von FIZ-Chef Keller derzeit besonders teuer: „Die Norweger und Chilenen kommen mit der Produktion nicht nach. Wegen Läusen haben sie Produktionsausfälle.“ Die Preise für Lachs, der in neun von zehn Fällen aus Aquakultur stammt, seien deshalb in den vergangenen Monaten teils um mehr als 30 Prozent gestiegen. „Wir haben eine erhöhte Ausgabenbereitschaft bei einem Rückgang der Menge“, sagte Keller. „Die Leute hängen am Lachs.“ Und auch in anderen Ländern werde dieser Fisch immer beliebter.