Protest gegen Lohnkürzungen Verdi: Tausende Real-Mitarbeiter legen die Arbeit nieder
Berlin/Düsseldorf (dpa) - Mehrere tausend Mitarbeiter der Supermarktkette Real haben nach Angaben der Gewerkschaft Verdi die Arbeit niedergelegt. Damit protestierten sie gegen Einschnitte bei den Löhnen neueingestellter Mitarbeiter.
„Wir kämpfen für Löhne, von denen man leben kann“, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger in Berlin. Trotz der Streiks blieben aber alle Läden geöffnet, wie das Unternehmen mitteilte.
Die Gewerkschaft hatte die rund 34.000 Beschäftigten der Supermarktkette Real deutschlandweit zum Streik aufgerufen. Laut Verdi beteiligten sich Mitarbeiter in rund der Hälfte der 281 Real-Filialen an den Streikaktionen, Demonstrationen und Kundgebungen.
Auslöser für den Streik war die Entscheidung der Unternehmensleitung, sich aus den mit Verdi vereinbarten Tarifverträgen zu verabschieden und stattdessen neu eingestellte Mitarbeiter nach einem Tarifvertrag mit der Gewerkschaft DHV zu bezahlen, der für das Unternehmen deutlich günstiger ist. Dies bedeute für die Betroffenen durchschnittlich 23 Prozent weniger Geld, betonte Nutzenberger und fügte hinzu: „Solche Löhne führen direkt in die Altersarmut der Beschäftigten.“
Der Chef des Real-Mutterkonzerns Metro, Olaf Koch, wirft dagegen der Gewerkschaft vor, Tarifverhandlungen über eine wettbewerbsfähige Entgeltstruktur bei der angeschlagenen Supermarktkette jahrelang blockiert zu haben. Die bisherigen Tarifverträge hätten Real deutlich höhere Lohnkosten aufgebürdet, als sie viele Wettbewerber zu tragen hätten. Das sei für Real nicht mehr tragbar gewesen, verteidigte Koch erst kürzlich den Schritt des Unternehmens. Real bezahle nun neueingestellte Mitarbeiter marktgerecht. Bereits vor dem Tarifwechsel eingestellte Mitarbeiter hätten keine Einbußen.
Trotz des bundesweiten Streiks blieben nach Unternehmensangaben alle Real-Märkte geöffnet. Doch konnte es Kunden passieren, dass etwa die Frischfleisch- oder Frischfisch-Theken geschlossen waren. Real betonte, das Unternehmen sei auf Ausnahmesituationen dieser Art vorbereitet.
Verdi sieht in dem Schritt des Konzerns den Versuch, Unternehmensprobleme auf Kosten der Beschäftigten zu lösen. „Es ist unverschämt, von den Beschäftigten zu verlangen, dass sie die Managementfehler der Vergangenheit durch derartige Einschnitte und unverhältnismäßige Lohnkürzungen bezahlen sollen“, sagte Nutzenberger.