Versicherungen: Macht in NRW
Viele Stellen, Ausbildungsplätze, Investitionen — die Branche gibt sich selbstbewusst.
Düsseldorf. „Wir sind bedeutend für Wirtschaft und Arbeitsplätze Nordrhein-Westfalens“ — so lautete die Botschaft, die die Branche der Versicherer Mittwoch in Düsseldorf verkündete. Mit viel Selbstbewusstsein präsentierten sieben führende Unternehmen eine Prognos-Studie, die Paul-Otto Faßbender, Chef der Düsseldorfer Arag, so zusammenfasste: „Die Versicherungswirtschaft ist eine Schlüsselindustrie in und für NRW.“ So gibt es in den 168 Versicherungsunternehmen des Landes 77 400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Und etwa 49 000 selbstständige Versicherungsvermittler und -berater. Hinzu kommen mehrere zehntausend weitere Arbeitsplätze, durch die Dienstleistungen für das Versicherungsgewerbe sichergestellt werden — von Datenverarbeitern über Rechtsberater bis hin zu Marketingprofis.
Besonders betont Faßbender, welche Bedeutung seine Branche für den Arbeitsmarkt des Landes im Strukturwandel habe. Während die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter zwischen 2007 und 2011 in vielen Bereichen abgenommen hat — Metallindustrie: minus 11 147, Autoindustrie: minus 6885 — , war es in der Versicherungswirtschaft umgekehrt. Trotz Finanzkrise gab es ein Plus von gut 2000 sozialversicherungspflichtigen Jobs in NRW. 2011 bildeten die Versicherer im Land mehr als 3700 junge Menschen aus.
Dabei spielt NRW bundesweit in der Branche eine bedeutende Rolle: Mit Beitragseinnahmen von zuletzt 63,5 Milliarden Euro werden über ein Viertel der Bruttobeitragseinnahmen der deutschen Versicherer hier erzielt.
Die Versicherungsbranche ist gehalten, mit ihren Einnahmen konservativ zu wirtschaften. Was Staat und Kommunen etwa in Form von Pfandbriefen und Kommunalobligationen zugutekommt. Mehr als 50 Prozent der Investitionen der Branche fließen in die öffentlichen Haushalte. Doch man möchte auch in andere Projekte einsteigen, was einer der Gründe für das Mittwoch gezeigte Muskelspiel sein dürfte. Bei der Energiewende würde die Branche gern als Investor antreten. Doch diese Investitionen gelten als Hochrisiko-Anlage, sind daher für die Versicherungswirtschaft tabu. Was Faßbender kritisiert, weil es „der Versicherungswirtschaft derzeit nur begrenzt möglich ist, das Land beim Ausbau erneuerbarer Energie und der Modernisierung von Leitungsnetzen zu unterstützen“. Das hätte aus Sicht der Branche nicht nur für diesen Zweck seinen Charme, sondern brächte in zinsschwachen Zeiten auch Aussicht auf höhere Renditen.