Stromnetz-Überlastungen drohen Viel Sonne: Deutlich mehr Solarstrom erzeugt
Berlin (dpa) - Aus Wind und Sonne ist im ersten Halbjahr 2018 im Norden und Osten Deutschlands deutlich mehr Energie gewonnen worden als in der Vorjahresperiode. Die Photovoltaik-Anlagen profitierten dabei von dem fast durchgängig sonnigen Wetter seit April.
Nach der Bilanz des Netzbetreibers 50Hertz stieg die produzierte Menge an Solarenergie im Vergleich der ersten Halbjahre 2017 und 2018 um 21,7 Prozent auf 5876 Gigawattstunden. Windräder erzeugten in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 16.562 Gigawattstunden Strom, das sind 9,9 Prozent mehr als in der ersten Jahreshälfte 2017.
Die Zahlen zeigen, dass im 50Hertz-Gebiet etwa drei Mal so viel Strom aus Wind wie aus Sonne gewonnen wird. Bei den Steigerungsraten zu berücksichtigen ist, dass binnen eines Jahres weitere Windkraft- und Solaranlagen aufgestellt wurden. Laut einer vorläufigen Übersicht, die auf Meldungen der Verteilnetzbetreiber an 50Hertz basiert, erhöhte sich die installierte Kapazität bei Photovoltaik von Juni 2017 bis Juni 2018 um 13,7 Prozent auf 10.566 Megawatt. Bei der Windkraft betrug das Plus 7,0 Prozent auf 18 856 Megawatt.
Um eine Überlastung zu vermeiden, musste 50Hertz im ersten Halbjahr an 78 Tagen Erzeuger von Windstrom anweisen, ihre Anlagen zu drosseln oder ganz abzuschalten. Im ersten Halbjahr 2017 war dies an 79 Tagen der Fall gewesen. Bei Gefahr für die Stabilität des Netzes werden zunächst konventionelle Kraftwerke heruntergefahren und dann erst Windkraftanlagen abgekoppelt.
50Hertz Transmission betreibt das rund 10.000 Kilometer lange Übertragungsnetz in den ostdeutschen Bundesländern sowie in Hamburg. Die Bundesregierung hatte am Freitag den Einstieg Chinas bei 50Hertz verhindert. Die deutsche Staatsbank KfW erwirbt einen Anteil von 20 Prozent an dem Netzbetreiber, damit der staatliche chinesische Betreiber SGCC nicht zum Zug kommt. Mehrheitseigner von 50Hertz ist der belgische Versorger Elia, der 80 Prozent hält.