Vodafone in Deutschland in der Zange des Wettbewerbs
Düsseldorf (dpa) - Der in Deutschland schwächelnde Mobilfunkkonzern Vodafone tritt auf die Kostenbremse und kämpft mit einem massiven Ausbau von Investitionen gegen die Vorherrschaft der Deutschen Telekom.
In die Modernisierung der Netze will die Tochterfirma des britischen Mobilfunkriesen in den kommenden zwei Jahren insgesamt 4 Milliarden Euro investieren. Das sind 1,4 Milliarden Euro mehr als bisher geplant, sagte Deutschland-Chef Jens Schulte-Bockum am Dienstag bei der Vorlage der Quartalszahlen.
Ziel sei es, die Netze stabiler und schneller zu machen. „Wir wollen wieder auf Augenhöhe mit der Telekom sein und streben die Führungsposition auf dem deutschen Markt an“.
Angetrieben durch den anhaltend hohen Wettbewerb und regulatorische Einschnitte verbuchte Vodafone im ersten Halbjahr 2013/2014) auf seinem wichtigsten europäischen Markt Deutschland einen Umsatzrückgang von 5,5 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) schrumpfte sogar um 12,6 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. „Wir sind nicht zufrieden mit dem Geschäftsverlauf“, betonte Schulte-Bockum.
Intern werde Vodafone den Fokus auf größte Kostendisziplin legen und die Kostenstrukturen wettbewerbsfähiger machen. Für die Beschäftigten bedeutet das: Den Gürtel enger schnallen. So wurde erst am Montag bekannt, dass die rund 11 000 Mitarbeiter des Unternehmens wegen knapper Kassen in diesem Jahr auf betriebliche Weihnachtsfeiern verzichten müssen.
Auch bei der Entwicklung der Kundenzahlen muss Vodafone in diesem Jahr Abstriche machen. Bis Ende September verbuchten die Düsseldorfer im Jahresverlauf einen Rückgang um rund 3 Millionen auf knapp 32 Millionen Kunden. Bedingt war diese Entwicklung allerdings auch durch die Ausbuchung inaktiver Kunden.
Beim Marktführer Telekom telefonierten und surften Ende September 38 Millionen Kunden im Netz. Anders als Vodafone zählt die Telekom aber auch Kunden von Betreibern ohne eigenes Netz dazu, mit welchen die Telekom Abkommen über den Weiterverkauf von Mobilfunkverträgen abgeschlossen hat.
Trotz der wenig erfreulichen Geschäftszahlen sieht Schulte-Bockum Vodafone in Deutschland auf gutem Kurs. Nach der Übernahme von Kabel Deutschland möchte das Unternehmen die Telekom auch im Festnetz angreifen. Weitere Details zur künftigen Strategie wollte Schulte-Bockum noch nicht nennen.
Mit Kabel Deutschland habe Vodafone die schnellsten Netze und könne dann der Telekom als integrierter Anbieter Paroli bieten.
Für die gesamte Vodafone-Gruppe sieht der Deutschland-Chef glänzende Perspektiven. Mit den Erlösen aus dem Verkauf der Beteiligung am US-Mobilfunkbetreiber Verizon Wireless befinde sich Vodafone in einer außergewöhnlich guten Lage und habe Handlungsspielraum für Zukäufe.
„Wir sind Jäger und nicht Gejagte“, sagte Schulte-Bockum über anhaltenden Gerüchten, der US-Riese AT&T erwäge eine Übernahme von Vodafone. „Wir reden nicht mit AT&T“. Vodafone sei bilanziell gut aufgestellt, um an der anstehenden Marktkonsolidierung aktiv teilzunehmen.