Volkswagen expandiert massiv in China

Foshan (dpa) - Volkswagen expandiert massiv auf dem boomenden chinesischen Automarkt. Dies kündigte VW-China-Chef Jochem Heizmann am Mittwoch bei der Eröffnung eines neuen Werkes in Foshan in der Boomregion Guangdong in Südchina an.

Heizmann sagte, dass die derzeit geplante Kapazität der neuen Produktionsstätte von 300 000 Autos „in etwa vier Jahren“ schon wieder verdoppelt werde. Große Fortschritte mache Volkswagen auch bei der Entwicklung eines billigen Kleinwagens für den Massenmarkt.

Europas größter Autobauer erwartet in diesem Jahr „zweistelliges Wachstum“ auf seinem weltweit wichtigsten Mark, wie Vorstandsmitglied Heizmann sagte. Der Gesamtmarkt in China werde sich zwar künftig etwas abschwächen, aber in den nächsten fünf Jahren immer noch um etwa fünf bis sieben Prozent jährlich zulegen. Da will der Konzern mithalten oder schneller wachsen. „Unser Ziel ist es, den Marktanteil von 20 oder 21 Prozent mindestens zu halten.“

Die Volkswagen-Pläne für ein preisgünstiges „Budget-Auto“ für etwa 6000 bis 8000 Euro kommen nach seiner Darstellung gut voran. Doch sei noch nichts entschieden. Der Preis liege fest, nur müssten die Kosten noch gesenkt werden, sagte Heizmann. „Daran arbeiten wir gerade.“ Ob das lokal produzierte Billigauto, das erst in China auf den Markt kommen soll, als Volkswagen oder unter anderer Marke laufen werde, ist nach seinen Worten ebenfalls noch nicht beschlossen.

Viele ausländische Hersteller versuchten sich mit Billigautos, aber ohne gute Ergebnisse, gab sich Jia Xinguang, Chefanalyst von China Automotive Industry Consulting, skeptisch. „Wenn das Auto um die 50 000 Yuan (6000 Euro) kosten soll, muss die Ausstattung einfach sein.“ In China sei das schwer zu verkaufen. Chinesische Hersteller böten meist sehr viel Ausstattung. Wollte Volkswagen da mithalten, „ist der Preis nicht mehr attraktiv“, sagte der chinesische Experte. Jüngere Kunden seien auch anspruchsvoll: „Sie kaufen nicht gerne billiges Zeug. Volkswagen sollte sehr vorsichtig sein.“

Ungeachtet der leichten konjunkturellen Abkühlung in der zweitgrößten Wirtschaftsnation boomt das Auto-Geschäft ungebrochen. Bis 2018 wolle der VW-Konzern vier Millionen Autos im Jahr in China produzieren, sagte Heizmann. 2012 waren es 2,8 Millionen. „Wir sind sehr erfolgreich in China.“ Im den ersten acht Monaten wuchs der VW-Absatz um 17,9 Prozent und damit schneller als der gesamte Markt mit einem Plus von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Um die Kapazität in Foshan, einer Industrie- und Handelsmetropole im Perlfluss-Delta, zu verdoppeln, wird die neu eröffnete Fabrik „gespiegelt“ und daneben noch einmal errichtet. Volkswagen hat das Werk mit seinem Joint-Venture-Partner First Automotive Works (FAW) gebaut. Zuerst läuft der Golf 7 vom Band, der damit erstmals in China produziert wird. Bis Jahresende soll auch der Audi A3 folgen.

Die neue Produktionsstätte nahe der Provinzhauptstadt Guangzhou ist wichtiger Teil der Südchina-Strategie, in der wirtschaftlich blühenden Region noch stärker Fuß zu fassen. Außer in den Süden, wo die Japaner traditionell stark waren, expandiert Volkswagen auch in den Westen. Erst Ende August war ein neues Werk in Ürümqi in der Region Xinjiang in Nordwestchina eröffnet worden.

Eine weitere Autofabrik in Ningbo in der östlichen Küstenprovinz Zhejiang soll bis Jahresende die Produktion aufnehmen. Das vierte neue Fahrzeugwerk wird in Changsha in Zentralchina entstehen und soll 2015 starten.

In den Verhandlungen mit dem chinesischen Autobauer FAW über eine Verlängerung des 2016 auslaufenden Kooperationsvertrags und einen Ausbau der Kooperation will Volkswagen auch eine Erhöhung seiner Anteile von bisher 40 Prozent erreichen. „Wir führen gute Diskussionen darüber“, meinte Heizmann. China erlaubt maximal nur eine Beteiligung ausländischer Autobauer von 50 Prozent.