Volkswagen mit Comeback im zweiten Quartal

Wolfsburg (dpa) - Nach heftigen Gewinneinbrüchen zum Jahresstart hat Europas größter Autobauer Volkswagen im zweiten Quartal die Kurve gekriegt und ist zurück auf Kurs zu seinen Jahreszielen.

Obwohl die Krise auf dem Heimatkontinent den Herstellern kaum Luft zum Atmen lässt, überraschten die Wolfsburger alle Experten mit mehr operativem Gewinn als vor einem Jahr. Vor Zinsen und Steuern verdiente VW 3,44 Milliarden Euro nach 3,38 Milliarden im zweiten Quartal 2012. „Wir haben nach einem verhaltenen Jahresstart deutlich an Boden gutgemacht und in einem schwierigen Marktumfeld ein solides Ergebnis erzielt“, sagte Konzernchef Martin Winterkorn am Mittwoch.

Unterm Strich blieben die Wolfsburger aber hinter dem hohen Gewinn von vor einem Jahr zurück. Das Nachsteuerergebnis brach um die Hälfte auf 2,85 Milliarden Euro ein, wofür vor allem Sondereffekte verantwortlich waren.

Operativ hat VW nach sechs Monaten die Hälfte seines angepeilten Gewinns von 11,5 Milliarden Euro erreicht. „Der Volkswagen-Konzern steht unverändert zu seinen Zielen für das laufende Geschäftsjahr“, bekräftigte Winterkorn. Dazu gehören auch Zuwächse bei Umsatz und den Verkaufszahlen - die schienen aber im Gegensatz zum prognostizierten Gewinn ohnehin nie in Gefahr.

Dass es auch auf der Ergebnisseite wieder besser aussieht, haben die Niedersachsen vor allem ihrer jüngsten Tochter Porsche und ihrem boomenden China-Geschäft zu verdanken. Die Sportwagenschmiede steuerte seit Januar knapp 1,3 Milliarden Euro operativen Gewinn bei. Porsche war im August 2012 komplett unter das Konzerndach geschlüpft, vorher flossen die Gewinne noch gar nicht in das operative Ergebnis ein - insofern sind die Halbjahresgewinne eigentlich nur bedingt vergleichbar.

Die Schwaben kommen mit ihren 78 000 Autos zum Halbjahr fast auf so viel operativen Gewinn wie die Kernmarke VW-Pkw, die im selben Zeitraum fast 2,4 Millionen Fahrzeuge losschlug und damit knapp 1,5 Milliarden Euro Profit erzielte.

Insgesamt hätte das Ergebnis sogar noch höher ausfallen können, wenn nicht hohe Rückstellungen die Bilanz belastet hätten. Schon im ersten Quartal hatten die Kernmarke VW für Rückrufe beim Direktschaltgetriebe DSG und wegen Problemen bei einem Kraftwerksprojekt der Lkw-Tochter MAN Millionenbeträge zur Seite legen müssen. Im zweiten Quartal mussten nun beide Divisionen noch einmal nachlegen.

Volkswagens mit Abstand größter Einzelmarkt China warf in diesem Jahr bislang 2,34 Milliarden Euro für den Konzern ab. Dieses Geld findet sich wegen der Geschäftsstruktur der deutsch-chinesischen Gemeinschaftsunternehmen aber nur im Finanzergebnis der Wolfsburger wieder und treibt nicht den operativen Gewinn nach oben. Mit 1,54 Millionen Autos legten die Verkäufe bis Juni um fast ein Fünftel zu. Dadurch kletterten auch die weltweiten Auslieferungen um gut fünf Prozent auf 4,8 Millionen.

Dagegen spürt Volkswagens Kernmarke VW mit Modellen wie dem Golf oder Passat die Krise in Europa an allen Ecken und Enden. Mit knapp 1,5 Milliarden Euro lag ihr operativer Gewinn im ersten Halbjahr rund ein Drittel unter dem Vorjahreswert. Im ersten Quartal war er sogar um rund die Hälfte eingebrochen. Die Vertriebskosten, die den Trend zu Rabatten widerspiegeln, liegen rund 700 Millionen Euro über dem Niveau der ersten Jahreshälfte 2012.

Auch die Schwestermarke Audi büßte trotz satter Zuwächse beim Absatz Gewinn ein. Dort wird zur Erklärung ebenfalls auf den Rabattdruck verwiesen.

Die Finanzwelt begrüßte die Zahlen. „Der Volkswagen-Konzern spielt nach wie vor in seiner eigenen Liga“, lobte etwa NordLB-Analyst Frank Schwope. Die VW-Vorzugsaktie legte bis zum Nachmittag in einem negativen Dax-Umfeld um 0,77 Prozent zu.

Bis 2018 wollen die Wolfsburger die globalen Spitzenreiter Toyota und Verfolger General Motors überholt haben. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Toyota will unbestätigten Meldungen zufolge noch dieses Jahr eine Schallmauer der Branche durchbrechen und erstmals mehr als zehn Millionen Autos produzieren. VW hatte sich diese Marke für 2018 beim Absatz gesetzt - Konzernchef Winterkorn deutete jedoch bereits an, dass die Marke früher fallen könne. Mit einem neuen Langfrist-Ziel hält sich VW bislang zurück.